Biest von Eastwood

■ Aggressiver Minister tritt zurück

Dublin (taz) – Der britischen Regierung geht das Personal aus. Am Dienstag verlor Premierminister John Major das vierzehnte Regierungsmitglied seit seinem Amtsantritt – und wieder waren es Gründe, die mit Politik nichts zu tun haben. Es war sein Jähzorn, der Allan Stewart, den Staatssekretär im Schottlandministerium, zu Fall brachte. Der 52jährige mit dem furchterregenden weißen Backenbart trägt seinen Spitznamen völlig zu Recht: „Das Biest von Eastwood“. Am Wochenende zog er mit sieben Gefolgsleuten in ein Waldstück südlich von Glasgow, wo UmweltschützerInnen aus Protest gegen den geplanten Autobahnbau ein Zeltlager errichtet hatten. Stewart begann sogleich, die Transparente niederzureißen, bis ihn die DemonstrantInnen zur Rede stellten. Im Verlauf der lautstarken Auseinandersetzungen zückte Stewart eine Spitzhacke und schwang sie wild durch die Luft, sagen die WaldschützerInnen. Alles halb so wild, meint Stewart – reichte aber dennoch seinen Rücktritt ein, weil „ich die Regierung, der ich so stolz gedient habe, nicht in Verlegenheit bringen will“. Sein 16jähriger Sohn bevorzugt offenbar modernere Waffen: Die Polizei beschuldigt ihn, im Wald mit einem Luftdruckgewehr herumgefuchtelt zu haben.

Stewart, der vor seinem Eintritt in die Politik als Dozent für Wirtschaftspolitik an der Universität St. Andrews gearbeitet hatte, sei eigentlich ein schüchterner Mensch, behauptet sein Tory-Bezirksvorsitzender Cliff Hargreaves: „Es steckt kein Rambo in ihm.“ Major bedauerte Stewarts Rücktritt, verdankt er ihm doch die für die Torys günstige Neustrukturierung der schottischen Wahlkreise, die an Wahlbetrug grenzt. Das tat seiner Beliebtheit jedoch keinen Abbruch. Sein Nachfolger wird der 48jährige George Kynoch, der sogar den Premierminister an Grauheit übertreffen soll. In ganz Schottland, wo die Torys vom Aussterben bedroht sind, gab es keinen anderen Kandidaten für das Amt. Ralf Sotscheck