Jung, Brustkrebs, und dann?

■ Hilfsangebot für „junge, aktive Betroffene“ ist mehr als dürftig / Eine Initiative

„Kunsttherapie für krebsbetroffene Frauen“, „Spiel und Sport in der Krebsnachsorge“, „Tanz und Tanztherapie zum Schnuppern“: „Das ist ja alles schön auf dieser Tagung (siehe Kasten / d.R.), nur: Wer bezahlt das? Die Kassen nicht. Wenn man Krebsbetroffener ist und dann arbeitet, hat man oft keine Kraft mehr für diese Dinge. Und wer nicht arbeitet, hat kein Geld dafür.“

Luise Preuß-Braun ist „Betroffene“. Die 54-jährige bekam 1991 ihre Diagnose: Brustkrebs. Sie hatte zwei Operationen und weiß: „Das ist chronisch, fürs ganze Leben. Mein ganzer Körper ist disponiert, Krebszellen wuchern zu lassen.“ Als sie wieder aus den Augen gucken konnte, sah sie sich um nach Hilfsangeboten für Menschen in ihrer Lage - deprimierend! Für „junge und aktive Krebspatienten“, und da fühlt sie sich durchaus zugehörig, gibt es in dieser Stadt nichts. Jetzt hat sich Luise Preuß-Braun vorgenommen, diesen Zustand zu ändern.

Bremer Krebspatienten landen in aller Regel entweder beim Gesundheitsamt oder der Deutschen Krebsgesellschaft, beide geben Informationen heraus und verweisen ggf. an den Bremer Gesundheitsladen. Hier kann man versuchen, selbst eine Betroffenengruppe aufzubauen. Vielleicht geraten sie auch ans Frauengesundheitszentrum, wo es wegen Geldmangel aber nur noch unbetreute Gruppen gibt. Oder man landet bei der verdienstvollen Interessensgemeinschaft Krebsnachsorge (IGK).

Bei der IGK gibt es tatsächlich richtige Angebote. Aber für „junge Aktive“? Turnen, Wandern, Frühstücksrunde, Teerunde, Yoga in der Altentagesstätte Haferkamp? Sowas spricht nur die klassische IGK-Klientel an. Bis vor 20 Jahren war Brustkrebs z.B. eine Krankheit der Alten. Seitdem macht die Gruppe der 25- bis 44-jährigen 30% aus. Ein Versuch, Jüngere in die Einrichtung zu locken, scheiterte: Die kamen meist nur einmal zur Teerunde und fühlten sich im 50er-Jahre-Ambiente, betreut von lieben alten Damen, die vor vielen Jahren ihren Krebs hatten, nicht angesprochen.

Was Luise Preuß-Braun vorschwebt, ist ein Ort, wo man alles über Psychoonkologie erfährt - ein ganz zentrales Thema nach ihrer eigenen Erfahrung einer schwierigen, depressiv machenden Biographie, die sie z.T für ihren Krebs verantwortlich macht. Sie denkt an einen Ort, wo in ansprechendem Rahmen Yoga, Mal- und Tanztherapie stattfinden. Wo man z.B. am vielgelobten „Simonton-Programm“ teilnehmen kann, das die Immunabwehr kräftigt. Dort soll man - mitten im Leben immerhin - über seine Familie sprechen können und Hilfe finden, wie man in einen Beruf zurückkehrt.

„Wie machen das denn die AIDS-Leute?“ fragt Frau Preuß-Braun. Die hätten es geschafft, „rauszugehen“, den Leuten die Infektionsangst zu nehmen, „da gibt es Stars und Benefizkonzerte“. Bei Krebskranken hat man zwar nicht vor einer Infektion Angst - aber vor seiner eigenen Krebsangst. „Wir müssen uns formieren, rausgehen, es gibt uns!“

Wer „wir“ sind, weiß Frau Preuß-Braun nicht. Darum müssen sich die Betroffenen überhaupt erstmal kennenlernen. Die ehemalige Volkswirtin und Bibliothekswissenschaftlerin, die nicht mehr im Beruf ist, will sich hier ein neues Betätigungsfeld erschließen. „Beratung und Vermittlung“ will sie zu ihrer Sache machen. Und lädt Interessierte ein, Kontakt aufzunehmen. ( Tel. 0412/327800 ) BuS