Vorschlag

■ Peter Spielbauer – Artist, Jongleur, Literateur in der UFA-Fabrik

Anfangs kommt er einem schon ein bißchen seltsam vor, dieser Peter Spielbauer, Alleinunterhalter, Artist und Komiker aus München. In einem quittengelben Anzug hopst er barfuß auf die Bühne, gestikuliert merkwürdig vor sich hin, sagt guten Morgen zu seinem Körper und plaudert über den Hunger, den Durst und das Vögeln. Über die normalen Dinge des alltäglichen Lebens eben, ganz nach dem Motto: „Wenn ich schon auf der Welt bin, dann lebe ich auch!“ Das kauft man ihm ab.

Der Spielbauer ist ein Spinner, der seine abstrusen Geschichtchen in einem Affenzahn erzählt. Wer hier nicht gut zuhört, hat selbst Schuld und garantiert die ein oder andere Schote verpaßt. Seine Statements sind meist doppeldeutig und machen eigentlich gar keinen Sinn. Dafür klingen sie zumindest gut und oft sogar plausibel: „Die Liebe ist ewig, nur die Partner wechseln!“ Hemmungslos zitiert Spielbauer Goethe, Nietzsche und vor allem sich selbst, wirft dabei alles in einen Topf, um völlig verdrehtes Zeug wieder daraus hervorzuzaubern. Mit jedem Stehaufmännchen der Welt ernsthaft konkurrierend, marschiert er auf und ab und überlegt: „Der Weg ist das Ziel, das Ziel ist weg.“

Die reichlich versponnene Verbal-Akrobatik wirkt mitunter wie eine Mischung aus Hans-Dieter Hüsch und Helge Schneider auf Speed. Dazu gesellt sich eine schwindelerregende Körperakrobatik: drei Bierzelt-Bänke aufeinandergestapelt, senkrecht daran hochgeklettert, um dann mit großem Gepolter wieder runterzufallen. Ein Artist und Wortverdreher auf der Suche: „Es muß doch noch was Höheres geben als den Berg, das Flugzeug oder dieses gelbe Männchen auf der Bühne.“ Natürlich steht der Spielbauer über den Dingen, das wird spätestens klar, wenn er über die meeresbiologische Entwicklung der letzten vier Exemplare der Tschutschu-haga-ula-Fische doziert und dabei feststellt: „Das letzte Tier einer jeden Rasse hat das Recht, ewig zu leben. Nur wissen das die wenigsten.“ Das nenne ich eine optimistische Vorstellung vom Ende der Welt!

Während Peter Spielbauer in München recht erfolgreich ist, herrscht in seinen Vorstellungen im Varieté-Saal der UFA-Fabrik eine eher intime Atmosphäre. „München ist eben doch ein ganz anderer Kulturkreis als Berlin“, resümiert der Komiker. Daher ist noch nicht klar, wie lange dieser liebenswerte Mann noch in unserer Stadt weilt. Daher sei Ihnen in aller Deutlichkeit empfohlen: Gehen Sie noch dieses Wochenende in seine Ein- Mann-Show. Wer weiß, sonst kommt er vielleicht nie wieder – und das wäre schade. Kirsten Niemann

Solange Nachfrage besteht: Mi.–So., um 21 Uhr, UFA-Fabrik, Viktoriastraße 13, Tempelhof