Viags großer Sprung nach vorn

■ Zwischenbericht 1994: Gewinn verdoppelt, strategische Investitionen in Energie, Kommunikation und Biotechnik

München (dpa) – Die genauen Zahlen sind im Zwischenbericht noch nicht enthalten, den der Viag- Konzern gestern veröffentlicht hat. Sicher ist aber jetzt schon, daß die Dividende von bisher neun auf zehn Mark ansteigt. Seit der Konzern seinen Stammsitz nach München verlegt hat, gehen die Geschäfte glänzend. Im Geschäftsjahr 1994 ist der Gewinn auf 800 Millionen Mark ungefähr verdoppelt worden.

Das vergangene Jahr allerdings war mit keinem anderen zuvor vergleichbar. Die Viag formiert sich neu. Sie hat dem bayrischen Staat die Mehrheit an der Bayernwerk AG abgekauft und mit der British Telecom ein Joint-venture geschlossen. Beide Engagements genießen die wohlwollendste Förderung des bayrischen Ministerpräsidenten Stoiber, und beide zielen auf den ewigen Konkurrenten im Norden, den Veba-Konzern. Die Bayernwerke sind die Nummer drei der deutschen Energieversorger und Betreiber von Atomkraftwerken. Und die Kooperation mit der britischen Telecom könnte zur ernsthaften Konkurrenz der Telekom werden, der einzigen neben der Veba, die ebenfalls mit internationalen Partnern in den Markt der Medien einsteigt.

Die „Umstrukturierungen und Sondereffekte“, so der Bericht, ließen den Konzernumsatz schon 1994 um 22 Prozent auf 28,87 Milliarden Mark wachsen, und 1995 solle die „Ertragskraft nochmals beachtlich steigen“ – dann schlägt auch das Bayernwerk erstmals voll zu Buche. Etwa 100.000 Beschäftigte werden dann runde 40 Milliarden Mark umsetzen (1993: 23,7 Milliarden Mark).

Die größten Umsatzträger waren 1994 noch die Bereiche Verpackung und Logistik mit je 34 Prozent. Auf die Energie entfielen 18 Prozent, auf die Chemie und andere Bereiche sieben Prozent. Bei diesen Schwerpunkten soll es grundsätzlich bleiben. Modernisierung aber auch hier: Mit dem Verkauf der PWA Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg hat sich die Viag aus der Papierproduktion zurückgezogen und ist dafür mit dem französischen Sanofi-Konzern in die Biotechnik eingestiegen. nh