: Als die Heimatbilder laufen lernten
■ Ausstellung zur unvergänglichen Schönheit des Kinoplakats in den 50ern
Und ewig rauschen die Wälder, und ewig ruft die Heimat... kaum eine Filmära, die ihren Ewigkeitsanspruch so klartext formuliert hat, wie die des westdeutschen Nachkriegsfilms. Und kaum eine, mit der es so schnell doch vorbei war.
Was sich zwischen der Währungsunion und dem „Oberhausener Manifest“ von 1962 tat, als die Jungfilmer „Opas Kino“ für tot erklärten, wird nun nochmal ausgerollt: Das Bremer Staatsarchiv zeigt aus seinen unergründlichen Sammlungen eine Auswahl von 85 Filmplakaten aus den 50ern und 60ern. Üblicherweise ein Anlaß zum Schenkelklopfen, wie albern der meiste schmus doch war; aber auch eine kleine Chance „zur Wiederentdeckung des Zuschauers“ und dessen „vergessener Gefühle“, sagt Ausstellungsmacherin Jutta Reinke.
Und wirklich ruft hier nicht nur die Heimat; aus den Plakaten schallt noch heute die blanke Sehnsucht nach irgendwie geordneten Verhältnissen, bis hin zur Lust am vollends inhaltlosen, durchgeknallten Trash. Freddy steht stramm, plakativ die Klampfe im Anschlag, vor endlos weiter Flur: „Weit ist der Weg“. Junge, komm' bald wieder! Peter Kraus als hölzerne Kasperlfigur wackelt übers Plakat: „Alle lieben Peter“. Die Damen aber meist adrett und züchtig. Sabine Sinjen im Lolitakleidchen, von Paul Hubschmid väterlich umschlungen, dahinter aber das glühendste Alpenpanorama: „Marili“.
So geht es alleweil. Und so ganz tot ist Opas Kino ja auch wieder nicht. Die „vergessenen Gefühle“ von damals sind halt nur von der Leinwand ins Vorabendprogramm gerutscht. Dort gibt Uschi Glas, das Schätzchen von einst, einem Millionenpublikum heuer die gewaschenste und heimatfesteste Sauberfrau – schöner hätte sich Opa das auch nicht ausmalen können. Und ewig blöken die Schafe. tw
Bis 10.3. im Staatsarchiv; am 26.2. folgt die Schau „Kino – Plakat – Geschichte(n)“ im Medienzentrum Walle
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