Ungeimpft und fern der Heimat

■ Ärzte sorgen sich um Urlauber ohne Zeit zur Vorsorge

Tropenmediziner sorgen sich zunehmend um Urlauber, die auf den letzten Drücker verreisen. „Die meisten Last-Minute-Kunden lassen sich nicht impfen, damit gehen sie ein Risiko ein“, so Professor Robert Steffen, Leiter des Impfzentrums der Universität Zürich. Auch das Deutsche Grüne Kreuz sieht Gefahren, wenn Touristen ohne Impfung in die Ferne fliegen. „Hepatitis A beispielsweise ist zunehmend zu einer Reisekrankheit geworden, nicht zuletzt weil Menschen immer kurzfristiger verreisen und sich nicht schützen“, sagt Burghard Stück, Präsident der Gesundheitsorganisation. Obwohl Ärzte auf die Gefahren aufmerksam machen, weisen die wenigsten Veranstalter von Last-Minute-Reisen ihre Kunden auf die Notwendigkeit bestimmter Impfungen hin. „Das ist Privatsache und geht uns nichts an“, meint Markus Faller von der Spezialfirma L'Tur, die im vergangenen Jahr 245.000 Last-Minute-Arrangements verkaufte. Solche Empfehlungen seien „freiwillige Serviceleistungen“. Vorsorgeempfehlungen für Hepatitis A und Diphterie, Tetanus und Kinderlähmung fallen nicht unter die Informationspflicht, obwohl eine Prophylaxe bei Reisen in viele Länder mindestens zwei Wochen vor Abflug dringend geboten wäre. Oft riskieren Touristen, die ohne Impfung kurzfristig losfahren, sogar ihren Urlaub. Wer zum Beispiel bei der Einreise in einige Staaten Lateinamerikas oder Afrikas nicht eine mindestens zehn Tage alte Immunisierung gegen Gelbfieber nachweist, wird in der Regel abgewiesen. tdt