Vom Gesicht ist nichts zu sehen

■ Im Briefmarkenstreit retuschiert die schwedische Post den Namen des Eishockey-Torhüters Corey Hirsch von der Marke

Stockholm (taz) – Die schwedische Post ist im Briefmarkenstreit mit dem kanadischen Eishockey- Torhüter Corey Hirsch (taz vom 9. Februar) immerhin zu einem Entgegenkommen bereit: Der Name von Hirsch, ansonsten auf der technisch perfekten Briefmarkenwiedergabe deutlich zu lesen, wurde wegretuschiert. Und vom Gesicht ist wegen seines Eishockeyhelms sowieso nicht viel zu sehen. Damit ist Corey Hirsch wirklich nur noch für Eingeweihte identifizierbar.

Hirsch, Torhüter der kanadischen Olympiamannschaft, erfreute die Skandinavier, als er vergangenes Jahr beim Endspiel in Lillehammer den entscheidenden Puck passieren ließ: Schweden erhielt die Goldmedaille. Weshalb diese Szene der schwedischen Post nun allemal als Motiv für eine Sonderserie zur bevorstehenden Eishockey-WM gut ist. Erst zum Sündenbock gestempelt und nun noch millionenfach postgestempelt – das war für Hirsch zuviel: Er überlegt, die schwedische Post auf Unterlassung zu verklagen.

Jene hatte besonders höflich sein wollen und nach dem Ankauf der Fotorechte auch Kontakt mit den Spielern aufgenommen, um sie voller Freude über die Verewigung auf Millionen von Briefmarken zu informieren. Dabei war man bei Corey Hirsch auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der protestierte sofort und ließ in Unkenntnis des weitreichenden schwedischen Druckfreiheitsrechts mitteilen, dies sei ein Eingriff in seine Persönlichkeitsrechte.

Das Motiv ist allen schwedischen Eishockeyfans bekannt und zeigt das entscheidende Austricksen von Corey Hirsch durch den schwedischen Mittelstürmer Peter Forsberg. Daß der Matchwinner absolut nichts gegen sein gezahntes Abbild einzuwenden hatte, überrascht nicht. Forsberg findet es verständlicherweise „absolut geil, auf eine Briefmarke zu kommen“.

Hirsch seinerseits aber „will gerade in dieser Situation nicht abgebildet werden, weil mich diese Szene immer noch ärgert“. Daß die Marke „nur“ mit dem Inlandsporto, drei Kronen siebzig, verkauft wird, deshalb vermutlich nur ausnahmsweise auf Auslandspost und nur in Einzelstücken in Kanada landen wird, ist für den Kanadier kein Grund, seine scharfe Reaktion zu überdenken: „Ich war schon ein paarmal in Schweden“, sagt er, „und ich möchte wieder dort hinkommen, ohne ständig an diesen Patzer erinnert zu werden.“ Reinhard Wolff