Kopflose Behörde

■ Schweriner Verfassungsschutzchef wurde in den Ruhestand versetzt

Berlin (taz) – Mecklenburg- Vorpommerns Verfassungsschutzchef Volkmar Seidel ist überraschend von seinem Amtssessel gestoßen worden. Seidel wurde, wie der Sprecher des Innenministeriums in Schwerin gestern bestätigte, am Montag in den Ruhestand versetzt. Weshalb der Kopf der rund achtzig Mitarbeiter des Landesamtes seinen Koffer packen mußte, wollte Sprecher Heinrichs aber nicht preisgeben: „Den Grund kann ich nicht sagen.“

Wo der Sprecher schweigt, da blüht der Flurfunk: Seidel, ungeliebt bei den Vorgesetzten, sollte ursprünglich erst Mitte des Monats seinen Sessel räumen. Daß der Termin des ohnehin geplanten Ausscheidens nicht abgewartet wurde, wird damit erklärt, es habe dem Manne amtsintern ein Disziplinarverfahren gedroht. „Unregelmäßigkeiten“ bei der Beschaffung von Fahrzeugen, so wird geflüstert, der Chef habe sich womöglich „privat Vorteile verschafft“. Den Gerüchten hatte Seidel selber Vorschub geleistet. Bei einer Dienstversammlung schwadronierte er über „Vorwürfe“, die man, bittschön, nicht glauben solle.

Seidels Amt kam letztes Jahr schon ins Gerede, als die CDU im Landtag eine Rechtfertigungsrede für den kritisierten Verfassungsschutz vortrug. Das Manuskript hatte ein Mitarbeiter des Landesamtes zuvor in einer Nachtschicht abgefaßt. Recht glücklich waren die Mitarbeiter mit ihrem Chef offenbar nicht. Ein Insider moniert, daß Seidel in den Abteilungen diverse Reden schreiben ließ. Das wäre ja okay gewesen. Daß er diese Reden dann jedoch als die eigenen ausgab und dafür Honorare kassierte, kam nicht gut an. Wolfgang Gast