Durchlöcherte Sichtblende oder Spree-Boulevard?

Der Humboldt-Hafen (rechts) soll weiterhin mit mehrstöckigen Häusern umbaut werden. Die Planergemeinschaft Dubach/ Kohlbrenner hält an ihrem Entwurf fest, nach dem das Umfeld um den neuen Lehrter Bahnhof (in der Mitte) gestaltet werden soll. Westlich von dem Zentralbahnhof soll ein dichtbebautes Büro- und Geschäftsviertel und nördlich vom Bahnhof ein Wohngebiet entstehen.

Urs Kohlbrenner verteidigte am Wochenende auf dem regelmäßig von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) veranstalteten „Stadtforum“ auch die Gestaltung des unmittelbaren Bahnhofsplatzes gegenüber der Kritik von Stadtplanern und aus dem Publikum. Das Hochhaus nahe dem Spreeufer, der Bahnhof und die dahinter liegende Hochhausscheibe sei eine „Inszenierung von Stadt“. Die komplette Umbauung des Humboldt- Hafens (auf dem Foto ist nur ein Teil davon zu sehen) mit Arkaden, Cafés und Restaurants lasse einen Spree-Boulevard entstehen. Im Süden und Norden werde ein Teil auf Stelzen gebaut, so daß vom Spreeufer aus der Hamburger Bahnhof wie in einem Rahmen zu sehen sei.

Die Abgeordnete Michaele Schreyer (Bündnis 90/Die Grünen) bemängelte dagegen die Umbauung des Humboldt-Hafens: „Lenné würde nicht nur gekränkt, sondern krank.“ Der „Sichtriegel“ um den Hafen sei eine städtebauliche Sünde. Der Blick auf die Wasserfläche müsse möglich bleiben. „Der Hafen ist ein zugiges Loch“, widersprach Kohlbrenner und packte seine Sachen für den Rückflug nach Frankfurt am Main – das Taxi wartete schon.

Auf dem Stadtforum gab es auch Kritik an den im Lehrter Bahnhof vorgesehenen Büro- und Einzelhandelsflächen. Mit 70.000 Quadratmetern würde das Angebot im Quartier zu groß, so daß die Flächen nicht gewinnbringend vermietet werden könnten.

Für den Bebauungsplan endete nach vier Wochen gestern die frühzeitige Bürgerbeteiligung. Die Ergebnisse will die Bauverwaltung bei der weiteren Planung berücksichtigen.

Dirk Wildt / Foto: PVZB