: Eine Amerikanerin in Berlin
Foto: Christian Schulz
Ahnung haben, was Arbeit im ländlichen China bedeutet. Äcker pflügen auf dem Lande? Das hat schon ein Typ namens Mao versucht.
Außerdem sorgt der städtische Stress für eine höhere Lebensdauer, läßt das Blut schneller kreisen, die Lungen kräftiger pumpen, und senkt er den Cholesterinspiegel. Mieser, materieller, neurotischer Firlefanz — ganz zu schweigen von der modernen Zahnheilkunde — ist gut fürs Geschlechtsleben. Niemand rannte aus „Roots“ heraus, um fortan glückliche Bauern mit verrotteten Zähnen zu verführen.
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Am vergangenen Freitag abend ging ich zum Sabbath-Gottesdienst in Berlins älteste Synagoge in der Rykestraße im ehemaligen Ostteil der Stadt. 1904 gebaut, blieb sie als eines von ganz wenigen jüdischen Gebäuden während der Kristallnacht unangetastet. Weil sie im Hof eines Wohnblocks lag, hätten die Braunhemden auch die benachbarten christlichen Wohnungen mitabbrennen müssen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort wieder Gottesdienste abgehalten, obwohl in der DDR Geld und Rabbis knapp waren. Will man heute einen Gottesdienst besuchen, muß man eine gründliche Durchsuchung mit Metalldetektoren über sich ergehen lassen — die Polizei bewacht das Gebäude rund um die Uhr.
Die Polizisten nahmen ihre Aufgabe an diesem Abend sehr ernst, sicherlich aus Sorge um die Synagoge und nicht, weil es ihnen Spaß machte, Juden zu filzen. Der Polizeischutz ist notwendig, weil es Drohungen von Neonazis und Arabern gab.
Schön zu wissen, daß diese weißen und braunen Jungens wenigstens in einem Punkt am gleichen Strang ziehen. Marcia Pally
Aus dem Amerikanischen von Meinhard Büning
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