■ Mit Schweizer Skiorten auf du und du
: Autofrei mit Parkhaus

Saas Fee (taz) – Die Schweiz lebt nicht von der Bank allein, sondern auch vom Tourismus. Weil zu viele Autos die Skigebiete verstopfen, haben sich einige Bergdörfer zur „Gemeinschaft autofreier Schweizer Tourismusorte“ (Gast) zusammengeschlossen. Neben Zermatt gehört dazu Saas Fee, das erst 1951 einen Straßenanschluß bekam. Im Dorf sind nur Elektrofahrzeuge zugelassen, man orientiere sich „an den laufend neuen Erkenntnissen im Umweltschutzbereich“, wirbt das Verkehrsbüro.

Vom Bahnhof Brig im Oberwallis fährt ein Bus in einer Stunde zum Ziel. Doch bereits bei der Hinfahrt wundern sich umweltbewußte Reisende über Autoschlangen. Am Ortseingang wird klar, was hinter der Werbung steckt: ein Parkhaus mit 21.00 Stellplätzen und wild parkende Autos, die in der Bergsonne Kohlenwasserstoffe ausdünsten. Schwaben wissen da Bescheid: Der Heilbronner Chemiker Harald Knote hat errechnet, daß zwischen 35 und 40 Prozent der Kohlenwasserstoffe im Raum Heilbronn von abgestellten Autos stammen. Wer Glück hat, wohnt in Saas Fee am anderen Ortsende. Die Luft scheint rein zu sein, der Blick auf Gletscher und Viertausender stimmt versöhnlich. Doch die nächste Katastrophe ist im Anmarsch. Saas Fee will noch ein Parkhaus für weitere 960 Fahrzeuge bauen.

Die Grube ist bereits ausgehoben, obwohl Umweltschützer Einspruch erhoben haben. Auch die Talgemeinden sind alarmiert, z.B. Stalden, das täglich bis zu 14.000 Fahrzeuge erdulden muß. „An Spitzentagen können wir kaum noch die Straße überqueren“, schimpft der Gemeindepräsident. Dabei hat das Oberwallis vor wenigen Jahren erlebt, wie die Natur sich rächt. Ein Hochwasser hatte Teile Brigs überschwemmt. Noch heute sprechen die Leute vom „schwarzen Freitag“. Auch darauf verweisen die Autokritiker. Sie plädieren dafür, die Millionen nicht für Parkhäuser auszugeben, sondern für Vergünstigungen an Bahnreisende. Dafür gibt es Vorbilder: Bad Gastein in Österreich, Hindelang im Allgäu, Oberstdorf oder Orte im Kleinen Walsertal bieten Kombinationen von Bahn-, Bus- und Skilifttickets an. Doch keines der autofreien Dörfer, gesteht „Gast“-Präsident Helmut Biner, ist bisher auf diese Idee gekommen. Hermann G. Abmayer