Kommentar
: Keine Liberalen

■ Die FDP hat mit van Nispen versagt

Die Bremer FDP ist weißgott nicht zu beneiden. Im Wahlkampf muß sie sich mit ihren Partnern der letzten dreieinhalb Jahre anlegen, sie muß mit dem bösen Omen ihrer Parteigeschichte fertig werden, und jetzt muß sie auch noch gegen den eigenen Innensenator kämpfen. Und dabei steht sie immer mit dem Rücken an der Wand der Fünf-Prozent-Klausel.

Bis Anfang Februar galt noch der FDP-Schlachtruf: Die Ampel-Koalition ist besser als ihr öffentliches Erscheinungsbild. Drei Monate vor der Wahl von 1971 hatte die FDP in Bremen schon einmal eine Koalition verlassen – und damit 20 Jahre absolute Mehrheit der SPD eingeleitet. Und jetzt muß sich die FDP vom eigenen Senator sagen lassen, daß sie als Partei am Ende ist und ihr führender Kopf eine Zumutung für den Rest der Welt.

Gut gebrüllt, van Nispen. Aber wie wäre es mit einem Griff an die eigene Nase? Ist nicht der von van Nispen vor über drei Monaten abgeschobene Iraner Ahadi Bonap noch immer nicht wieder aufgetaucht? Fehlte nicht für die Vertreibung der Projekt-Frauen aus dem Buntentor der Räumungstitel? Läßt sich das Elend der Drogenprostitution tatsächlich einfach verbieten? Und auf wessen Kosten? Eine liberale Partei könnte Bremen wirklich gut gebrauchen. Aber die FDP hat diese Rolle schon lange aufgegeben – nicht gegen, sondern gerade mit Friedrich van Nispen. Dirk Asendorpf