Meister der Zauderei

■ Ausgezeichent: Bremer Kunstpreis geht an Norbert Schwontkowski und Andreas Slominski

Dieses höfliche Lächeln, allesverzeihend und hilflos zugleich: Das typische Gesicht eines Betrachters zeitgenössischer Kunst, zagend und zweifelnd. Für einen Künstler wie Norbert Schwontkowski ist damit schon allerhand erreicht. Denn das Zweifeln hat er zur Kunst gemacht. Bilder übermalen, überspachteln, verwerfen und es aufs Neue versuchen: Bei Schwontkowski wird dieser Findungsprozeß zur Methode – die er auch seinem Publikum empfiehlt: „Eigentlich soll man nicht wissen, ob man das ernstnehmen kann oder nicht“, sagt er, „diesen Luxus des Zweifelns sollen sich die Betrachter auch mal leisten.“ Am Wochenende bekommen er und sein Künstlerkollege Andreas Slominski, ebenfalls ein großer Zweifler vor dem Herrn, den Kunstpreis des Landes Bremen verliehen, dotiert mit 25.000 Mark.

Schwontkowski weiß die Ehrung zuschätzen. Allerdings weniger des Titels oder der schönen Reden wegen. Daß er von der Bremer Jury als „kontroverse Position“ gewürdigt wird – geschenkt. Die eigentliche Prüfung für seine Kunst „findet hier in der Ausstellung statt“, in der Weserburg, wo beide Preisträger jetzt Proben ihrer Kunst zeigen müssen – „da muß sich zeigen, ob das überhaupt trägt.“

Großen Erklärungsbedarf sollen seine Gemälde nicht bewirken. „Im Grunde muß das alles in einem Bild enthalten sein“, sagt er. So, wie der Maler Schicht um dünne Schicht sein Bild aufträgt, läßt es sich vom Betrachter auch wieder durchschauen. Bis auf den Grund – vielleicht nicht der Kunst, aber immerhin der Leinwand – glaubt man in diesen Bilder zu sehen.

Zweifel an der Malerei selbst aber plagen Schwontkowski wohl selten. Die ewig alte Frage nach der Legitimation von Malerei, hier und heute und überhaupt: „Ach, die stelle ich mir doch nicht jeden Tag. Nicht mal alle zwei Wochen!“ Seit über 15 Jahren malt er und nichts anderes; hat Malerei studiert, in Bremen und Hamburg; lebt und arbeitet in Bremen als Maler. Der ständig an seinen Bildern zweifelt, nicht aber an der Kunst.

So hat für Schwontkowski auch das Publikum ein Recht darauf, zu fragen: „Ist das alles Quatsch, sind das am Ende einfach nur schöne Bilder?“ Was auch nicht wenig wäre. Denn um Schönheit geht es dem Künstler immer.

Nur eine Frage, die mag er nicht mehr hören: Wie das denn so sei, als Bremer Koryphäe gehandelt zu werden? „Alles dummes Zeug.“ Die Leute „wollen einen immer in so ein Identifikationsmuster pressen“; also, wenn er als Preisträger den Bremer Kolleginnen und Kollegen einen Rat geben darf: Gar nicht drum kümmern, nur den eigenen Weg suchen – und zweifeln. tw