■ Linsen Soufflé
: Abstauber, Maniacs und ein irischer Pfaffe

Das war natürlich unvermeidbar: Nach dem kommerziellen Erfolg von „Interview mit einem Vampir“ arbeiten David Geffen und Neil Jordan an der Verfilmung des nächsten Bands von Anne Rice' Sauger-Saga. Das etwas blutarme Unterhaltungsstück heißt aufgeplustert: „The Vampire Lestat. The Second Book in the Chronicle of Vampires“. Bei uns, kurz und unoriginell: „Der Fürst der Finsternis“. Die Verfilmung könnte, genauso wie das Buch, bedeutend witziger werden als der erste Teil des Märchens. In Band zwei wird Lestat de Lioncourt nämlich in den 80er Jahren von den süßen Klängen einer Heavy-Metal-Kapelle geweckt. Um sich seiner neuen Umgebung optimal anzupassen, gründet er selbst eine Band und steigt ruck, zuck! zum gefeierten Rockstar auf. Warten wir einmal ab, ob Tom Cruise und Brad Pitt für diese Geschichte zu haben sind. Ob Neil Jordan Regie führen wird, steht auch noch nicht hundertprozentig fest. Man ist geneigt, ihm abzuraten. Wohingegen man Francis Ford Coppola anflehen möchte, etwas kürzer zu treten. Der Mann ist im Arbeitsrausch: Daß sein „Pinocchio“ erst mal auf Eis liegt, meldeten wir schon, trotzdem läßt Coppola seine Firma American Zoetrope mit Hochdruck an den Computereffekten für die Langnase basteln. Gleichzeitig arbeitet der Meister selbst wie besessen an einer Adaption von Jack Kerouacs Hippie-Bibel „On the Road“, außerdem hat Coppola noch eine Reihe weiterer Projekte mehr oder weniger im Griff. So bereitet er die Verfilmung einer J.-Edgar- Hoover-Biographie und eine Fortsetzung von „Bram Stoker's Dracula“ vor, möchte die japanische Comic-Serie „Mai, the Psychic Girl“ auf die Leinwand bringen, ebenso wie das Aids- Drama „The Cure“, das SF-Spektakel „The Three Stigmata of Palmer Eldrich“ und den Roman „The Third Miracle“ von Richard Vetere. Vorher allerdings will der Maniac noch ein Epos über die CIA drehen, das 40 Jahre in der Historie des ungeliebten Geheimdienstes abdecken soll. Davor möchte Francis Ford aber noch die ernste Komödie „Jack“ inszenieren, die Geschichte eines zehnjährigen Jungen, der körperlich wesentlich schneller altert: Er sieht aus wie ein 40jähriger, hat aber immer noch das Gefühlsleben seiner Altersgenossen. Diese Rolle haben sie übrigens optimal besetzt: Robin Williams übernimmt den Job. Während Williams uns also wieder einmal das Kind geben wird, wollen seine Kollegen höher hinaus. Robert Redford zum Beispiel ist gerade erst bei Rob Reiner und seinem „An American President“ ausgestiegen, nur um jetzt doch die Rolle eines Ami-Präsis zu übernehmen. Er hat „George Washington“ im Visier, die Geschichte des ersten amerikanischen Präsidenten von seiner Jugend bis zur Wahl zur Numero Uno. Tja, und Marlon Brando wird Pfaffe. Für das Sony-Picture- Projekt „Divine Rapture“ hat Brando bereits eine Auswahl von Regisseuren (u.a. John Boorman, Paul Mazursky, Alan Parker), die man ihm vorlegte, akzeptiert. Die Geschichte handelt von einem irischen Priester, der aus einer schüchternen Frau (Debra Winger) eine Heilige machen will. Kein Zweifel, das kann Brando. Karl Wegmann