Embargo treibt Mazedonien in den Ruin

■ Verheerende Bilanz nach einem Jahr griechischer Blockade

Skopje (AFP) – Nach einem Jahr Handelsblockade durch Griechenland droht Mazedonien der Ruin. Die Bilanz der Wirtschaft der ex-jugoslawischen Republik ist verheerend. Die industrielle Produktion sank im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent, die Inflationsrate lag 1994 bei fast 124 Prozent und die Arbeitslosenquote bei 38,3 Prozent. Griechenland weigert sich, die Unabhängigkeit Mazedoniens anzuerkennen, dessen nationale Symbole Athen für sich beansprucht. Am 16. Februar 1994 verhängte es daher ein Embargo gegen die Republik mit verheerenden Folgen. Der Streit wird inzwischen auch vor dem Europäischen Gerichtshof ausgetragen.

Erste Folge der Maßnahme war, daß die einst engen Handelsbeziehungen zwischen der mazedonischen Hauptstadt Skopje und der griechischen Hafenstadt Thessaloniki gekappt wurden. Der Ölhahn wurde zugedreht, und die Eisenbahnverbindungen wurden praktisch lahmgelegt. Zugleich wirkten sich die internationalen Handelssanktionen gegen Serbien aus, an das Mazedonien vor der Unabhängigkeit wirtschaftlich eng angebunden war. Mit aller Macht setzte sich Mazedonien daher dafür ein, seinen Handelsstrom von Osten in Richtung Westen zu lenken. Neue Handelswege mußten erschlossen werden, was zunächst gewaltige Mehrkosten verursachte.

Für die Mazedonier, deren Kaufkraft immer schwächer wird, haben sich die Erwartungen, die sie in die Unabhängigkeit setzten, nicht erfüllt. Nur die Mafia des Landes profitiert von einer Schattenwirtschaft durch Schmuggel und Umgehung des Embargos gegen Serbien. Einziger Lichtblick sind derzeit die in Aussicht gestellte Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 50 Millionen US-Dollar und weitere Hilfen in Millionenhöhe durch die EU.