■ Mit den Spielhöllen auf du und du: Träume sind Schäume
München (taz) – In Deutschland sind in 6.500 Spielstätten und in 140.000 Gaststätten rund 400.000 Spielgeräte aufgestellt. Davon sind 200.000 Geldspielgeräte, 70.000 Sportspielgeräte, 55.000 Flipper, 40.000 Videospiele und 35.000 Musikautomaten. Rund 5.000 mittelständische Unternehmen seien das „Rückgrat“ der Branche und „Basis und Träger unserer Wirtschaftlichkeit“, so die Informationsgemeinschaft Münzspiel (IMS).
Doch mit der Wirtschaftlichkeit geht es seit einigen Jahren bergab. Die noch 1993 geäußerten Träume von Branchenleader Paul Gauselmann, der auch Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie (VDAI) ist, sind heute Schäume. In den wilden Osten wollten Gauselmann und Co. aufbrechen und Städte und Gemeinden in der Ex-DDR, in Polen und selbst in Rußland mit ihren Automaten (Merkur, Nova u. a.) beglücken.
Daraus wurde nichts. Der Staat legte der Branche die Steuergarotte um den Hals. Und die Kommunen nahmen die in Verruf geratenen Automatenaufsteller und Spielstättenbetreiber mit progressiven Vergnügungssteuern aus wie die Weihnachtsgänse. Obwohl der Markt alleine in Deutschland durch die neuen Bundesländer erheblich größer wurde, gingen die Umsätze seit 1992 deutlich zurück. 1993 verkauften die Hersteller von Unterhaltungsautomaten 18,7 Prozent weniger Geräte als 1992. Rechnet man die Sportspielgeräte und die Musikautomaten dazu, wurden nur noch 85.932 Geräte abgesetzt (1992: 106.065). Das führte zu einem Umsatzrückgang von 1.250.000 Mark auf 1.140.000 Mark.
Das schlechteste Ergebnis seit acht Jahren. Und selbst Branchenführer Gauselmann, der Spielgeräte herstellt und Spielstätten betreibt, kam ins Schleudern. Kurzarbeit war und ist noch angesagt. Der Einbruch bei den Herstellern korrelierte mit Umsatzrückgängen bei den Spielhallenbetreibern und trieb fünf der acht größten Betriebe mit einem Umsatzvolumen von 400 Mio. Mark in den Konkurs.
Heute setzt die Branche alleine mit dem Betrieb der Spielstätten vier Milliarden Mark um und beschäftigt knapp 70.000 MitarbeiterInnen. Republikweit gibt es 5.000 Automatenaufstellerunternehmen, 25 Großhändler und 20 Hersteller und Importeure von Spielautomaten. K-P. Klingelschmitt
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