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■ StandbildVerlorenheit "Im Visier der Fundamentalisten"

„Im Visier der Fundamentalisten“, 22.30 Uhr, WDR

Ein Lehrstück über Authentizität und Betrug in der Mediengesellschaft: Man wird jedes gedruckte Interview von Hans-Joachim Schilde mit größter Skepsis lesen, seitdem bekannt ist, daß er ein Gespräch mit Taslima Nasrin gefälscht hat. Nun hat der WDR trotz Bauchschmerzen sein Feature über die Autorin gezeigt, und beim Zuschauen passierte etwas Bemerkenswertes: Nach ein paar Minuten spielten die Bedenken gegen den Autor keine Rolle – Fernsehbild und -ton sind, den Unkenrufen der Medienkritik zum Trotz – nicht ganz so leicht zu manipulieren.

Wenn sich hier der Interviewer zum Ladenschwengel des Außenministers macht („Herr Kinkel, ist Ihnen diese Sache eine Herzensangelegenheit?“), dann kann man das hören und sehen und sich etwas dabei denken.

Aber bald schon hat man keine Lust mehr, sich über die devoten Fragen aufzuregen. Denn in diesem Film gab es, unbeschadet der zentralen Absicht des Autors, unsere höchsten politischen Komparsen gut aussehen zu lassen (Sachsens Heinz Eggert, CDU-Generalsekretär Hintze und Klaus Kinkel kamen länglich zu Wort), etwas zu sehen: die Einsamkeit der Taslima Nasrin. Immer wieder sieht man sie aus gepanzerten Limousinen aussteigen, um Staatsmänner und Philosophen zu treffen. Die Leute meinen es gut. Sie kennt sie nicht. Dem Philosophen ist sie ein „Symbol“ für die universale Geltung der Menschenrechte. „Voltaire“ fällt ihm ein, „Spinoza“. Sie lächelt eifrig, als er sie vor den Kameras begrüßt. Er war in Bangladesch während des Bürgerkriegs, spricht vom „mutigen bengalischen Volk“. Da ist ihr Lächeln weg. Auf dem Gesicht kann jeder lesen, was Exil bedeutet: Verlorenheit. Jörg Lau

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