Leichen aus den Trümmern geborgen

■ Waffenstillstand in Tschetschenien bis Sonntag verlängert

Moskau (AFP/dpa/rtr) – Russische und tschetschenische Armee- Kommandeure haben gestern die Verlängerung des Waffenstillstands bis Sonntag 18 Uhr Ortszeit beschlossen. Über einen zunächst geplanten Austausch von Kriegsgefangenen ist jedoch noch keine Einigung erzielt worden. Der tschetschenische Kommandeur Schamil Basajew hatte am Verhandlungsort Ordschonikidschowskaja in Inguschien mitgeteilt, der Austausch sei für morgen vorgesehen, über die näheren Bedingungen des Austauschs müsse noch verhandelt werden.

Die Verhandlungen in Inguschien wurden vom Kommandeur der tschetschenischen Truppen, Aslan Maschadow, und dem Kommandeur der russischen Truppen in Tschetschenien, Anatoli Kulikow, geführt. Nachdem die Kriegsgegner am Montag auf den Einsatz schwerer Waffen verzichtet hatten, war am Mittwoch ein vollständiger Waffenstillstand für zwei Tage ausgerufen worden. Die Aussichten auf einen dauerhaften Frieden scheinen jedoch nach unvereinbaren Forderungen beider Seiten weiterhin gering. Die russischen Unterhändler hatten der Agentur Itar-Tass zufolge in vorangegangenen Gesprächen die Tschetschenen aufgefordert, die Waffen abzugeben. Diese wiederum beharren auf dem Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien. Der Vize-Präsident der Nachbarrepublik Inguschien, Boris Agopow, der die Gespräche vermittelt hatte, bezeichnete es als problematisch, daß daran nicht die politisch Verantwortlichen teilnehmen. Der tschetschenische Präsident Dudajew hatte zuvor gesagt, wenn Boris Jelzin Gespräche haben wolle, müsse er sie auf einer Ebene führen, auf der etwas entschieden werden könne.

Wie die Nachrichtenagentur Interfax aus Grosny meldete, nahmen russische Truppen ungeachtet des weitgehend eingehaltenen Waffenstillstandes in der Nacht zum Freitag wieder die Stadtteile unter Beschuß, in denen sich noch tschetschenische Partisanen verschanzt haben. Die Tschetschenen hätten mit Feuer aus Panzern geantwortet. Seit Beginn der Waffenruhe seien, so Interfax, zahlreiche Leichen, vor allem von Zivilisten, aus den Trümmern der Häuser geborgen worden.