In Friedrichshain stehen 5.000 Wohnungen leer

■ Mangelnde Instandsetzung durch die WBF / Privatmodernisierung

In den beiden Vorderhäusern stehen acht Wohnungen leer, im Seitenflügel zehn. Für die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) offenbar noch nicht genug: Sie verlangt heute vor Gericht die Räumung dreier Wohnungsbesetzer, die seit Juli vergangenen Jahres eine der leerstehenden Wohnungen im Eckhaus Weserstraße 17/Finowstraße besetzt hatten. Allein in Friedrichshain gibt es 5.000 leerstehende Wohnungen und 10.000 Wohnungssuchende.

Anders als bei den Häusern im Prenzlauer Berg, die notverwaltet werden oder die mit Rückgabe- Ansprüchen früherer Alteigentümer belastet sind und in denen ein fehlender Verwaltungsauftrag der Wohnungsbaugesellschaft die Hände bindet (taz berichtete), sorgt die WBF ganz legal für weiteren Leerstand im Bezirk. Obwohl, wie die Wohnungsbesetzer versichern, in der Weserstraße 17 weder eine Sanierung noch eine schnelle Instandsetzung der leerstehenden Wohnungen geplant sei, habe die WBF auf einer Räumung bestanden. Der Grund sei offenbar das Drängen der Privateigentümer, in deren Auftrag die WBF das Gebäude verwaltet.

Die Dunkelziffer für leerstehende Wohnungen dürfte nach Schätzungen von Baustadträtin Martina Albinus (PDS) bei etwa zehn Prozent des Wohnungsbestandes von 66.000 Wohnungen liegen. Bei nur etwa 3.000 der leerstehenden Wohnungen ist der Leerstand aufgrund von Sanierungsarbeiten oder Abriß genehmigt. Doch auch bei den restlichen, illegal leerstehenden Wohnungen sind die Bemühungen um Wiedervermietung meist vergebens. ABM-Kräfte zur Leerstandserfassung stehen dem Wohnungsamt nicht mehr zur Verfügung. Statt dessen ist man auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen. Aber auch in den Fällen, in denen nachgewiesener Leerstand als Zweckentfremdung verfolgt werden kann, gleicht das Ringen um Wiedervermietung einem ungleichen Kampf. Der Bezirk muß in einem langwierigen Verfahren nachweisen, daß eine Sanierung der Wohnungen tatsächlich nicht geplant ist. Doch nicht nur in sanierungsbedürftigen Häusern stehen Wohnungen leer, auch die privat- und luxusmodernisierten Altbauten in Friedrichshain sind nur noch schwer zu vermieten. „Wohnungen über 15 Mark pro Quadratmeter“, sagt die baupolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Elisabeth Ziemer, seien derzeit nur schwer zu vermitteln. In Friedrichshain jedoch hat die Mieterberatungsgesellschaft ASUM bei privat modernisierten Gebäuden eine Durchschnittsmiete von 16 Mark je Quadratmeter errechnet. Uwe Rada