Räubernest in der City

■ Wettbewerb für Spielplatz-Neugestaltung zwischen Horten und C&A entschieden

Hat es das je gegeben – einen Wettbewerb für einen Kinderspielplatz? Bremen hat sich solch einen Wettbewerb geleistet, schließlich liegt dieser Spielplatz nicht irgendwo in einem Wohnviertel, sondern mitten in der City: in der Papenstraße zwischen Horten und C&A. Dort hat sich in den letzten Jahren baulich viel verändert: Bremer Carrée, Lloydpassage und Loydhof entstanden bzw. wurden aufgechict. Aber der ganze Rest? Wer von der Obernstraße über den Platz in die Knochenhauerstraße will, muß sich erstmal zwischen Blumenständen und Geschäften durchzwängen. Und einkaufsgenervte Kinder müssen mit einem langweiligen Klettergerüst vorliebnehmen, schattig und eingeklemmt zwischen den Buden.

Der lieblose Spielplatz ist eine Schande, der muß da weg, raus aus dieser Enge, verschoben weiter in Richtung Knochenhauerstraße, beschloß das Bauressort und lud acht ArchitektInnen zum Wettbewerb. Die sollten einen Spielplatz für Kinder und fußmüde Erwachsene schaffen, der zugleich das Stadtbild bereichert. Eine schwierige Aufgabe. Soviel vorweg: Einen ersten Preis mochte die Jury nicht vergeben. Stadtbildprägend und spielwert – diese beiden Anforderungen zugleich zu befriedigen, schaffte keiner 100prozentig.

Vor allem ästhetisch dachte zum Beispiel die Bremer Arbeitsgemeinschaft van der Elst/Frenz und Frenz (3. Preis): Sie entwarf eine erhöhte Platte, an einer Stelle zerbrochen, dort liegt ein Wasserbecken. Über allem ein langer Steg, gekrönt von einem Kletterturm. Das Ganze sieht fast wie eine Kunstskulptur aus. Doch was kann man dort spielen? „Einmal auf den Steg, einmal rutschen, einmal balancieren – und währenddessen müssen die Eltern auf kalten Steinen sitzen“, monierte gestern bei der Präsentation der Entwürfe Gottfried Zantke vom Bausenator.

Die beiden zweiten Preisträger stellen dagegen den Spielwert und nicht die Ästhetik in den Vordergrund. Das Büro Freimraumplanung aus Hannover schlägt eine Bachlandschaft mit riesigen Kugeln vor, in denen man sich verstecken, über die man rutschen kann. Viele liebenswürdige Gedanken über die Sinnes- und Erfahrungswelt von Kindern, befand die Jury, aber solch ein innerstädtisches Wasser sei kaum sauberzuhalten, der Platz wäre in Nullkommanix vermüllt.

Realisiert wird nun der Entwurf des zweiten 2. Preisträgers Karl Peter Schreckenberg: Er entwarf eine Spielstraße mit Windpfeifen, Balancierhölzern, riesigen Stühlen... Die Stationen der Spielstraße sind jeweils einer Figur der vier Stadtmusikanten zugeordnet: auf den Kletterberg kann man wie eine Katze klettern, über den Wassergraben auf Pflasterwellen laufen wie der Hund ... Zum Schluß können sich die Kinder wie die vier Tiere in einer Räuberhöhle einnisten: ihre Butze ist ein Karussell. Das übrigens nur funktioniert, wenn sich mehrere Kinder zusammentun. Sozialer Effekt! Schließlich sind sich die Kinder, die hier von ihren Eltern zum Spielen abgeladen werden, alle fremd.

Rechts und links ist die Spielstraße von Hecken und Sitzbänken gesäumt – so entsteht ein geschützter, aber nicht abgeschlossener Raum, denn über die Hecken kann man drübergucken. Kritik der Jury: Der Bezug zum Märchen erschließt sich nicht von selbst, die Spielstraße ist zu lang, zu viele Spielgeräte kommen aus dem Katalog – da wird sich also noch einiges ändern. Mit dem Bau wird dennoch bereits im Frühjahr begonnen – sobald die Bürgermarkttombola abgezogen ist. Ende des Jahres will man fertig sein. Und dann auch schon ein zusammenfassendes Glasdach für die verschiedenen Verkaufsstände am Eingang zur Obernstraße bauen. Denn künftig sollen statt der Anhänger feste Stände dem höherwertigen Ambiente des Platzes entsprechen. cis