Müde Atomwerker

■ Doppelverdiener in tschechischem AKW

Prag (dpa/taz) – Gewerkschafter sind im allgemeinen schwer davon zu überzeugen, daß Atomkraftwerke gefährlich sind. Das ist auch in der Tschechischen Republik nicht anders. Was aber Gewerkschafter Jiri Jedlicka im AKW Dukovany beobachtet hat, ist selbst ihm zuviel geworden. 300 der 600 Kollegen, erzählte er der Zeitung Mlada Fronta dnes, verdienen sich ein Zubrot zum postsozialistischen Lohn, etwa als Markthändler oder Bauarbeiter. „Nach der Nachtschicht arbeiten sie bis vier Uhr nachmittags, dann machen sie ein Nickerchen und gehen wieder zur Nachtschicht.“

Nach der Betriebsvorschrift hat „der Mitarbeiter ausgeruht den Schichtdienst anzutreten“. Davon kann bei den Nebenjobbern keine Rede sein, aber das will die Betriebsleitung nicht nachprüfen. Ihr Sprecher meint, „das einzige, was meßbar ist, sind Störfälle und Fehler“. Stimmt: Nach Statistiken der IAEO sind zwanzig Prozent der Atomunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen.nh