Dasa fürchtet um Weltraum-Auftrag

■ Arbeitsplätze in Bremen bedroht / Entscheidung erst im Herbst

Die Dasa wird entweder die industrielle Führung für ein europäisches Weltraumlabor übernehmen – oder im Bremer Dasa-Werk wird es Entlassungen geben. „Wir wollen und brauchen den Auftrag für den Bau des Labormoduls, und zwar möglichst bald und definitiv“, sagte gestern Klaus Kremper, Dasa-Pressesprecher für Luft- und Raumfahrt. „In den nächsten Tagen werden wir prüfen, wieviele Arbeitsplätze ernsthaft gefährdet sind, wenn wir da nochmals zurückschrauben müssen.“

Seit Wochen und Monaten bereits rechnet man im Bremer Dasa-Werk dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung in Bonn hinterher: Dort möchte man sich gern am Bau der internationalen Weltraumstation Alpha beteiligen und an den Auswirkungen der Schwerelosigkeit mitforschen. Als jedoch die planende wissenschaftliche Behörde, die europäische Raumfahrtagentur ESA, im Dezember '94 das Konzept für ein eigenes Weltraumlabor vorlegte, war dieses dem „Zukunftsminister“ Rütgers zu teuer. Er hat daraufhin 1,2 Milliarden Mark (für die Jahre 1996 bis 2000) von deutscher Seite als aktuelle finanzielle Obergrenze für die Entwicklung von „Spitzentechnologien im All“ erklärt.

Kommt es zu dem europäischen Labor in der geplanten internationalen Weltraumstation „Alpha“, dann wirkt das Bremer Werk auf jeden Fall an der Produktion mit: „Wer sonst?“ fragt die Bonner Pressestelle.

Planungssicherheit hat die Dasa damit aber noch nicht. „Wir haben durch den Spacelab-Bau das beste Know-how“, betont Sprecher Klaus Kremper. „Wir könnten das Eurolabor problemlos fertigen. Außerdem würden wir gern das automatische Transfervehikel produzieren, mit dem die ,Ariane V' Lasten hochbringen kann. Die Franzosen könnten dafür die Entwicklung übernehmen.“

Deutschland (35 %) und Frankreich (25%) sind die Hauptgeldgeber im europäischen Raumfahrtprogramm, und beide Länder haben ihre Zielvorgaben inzwischen wieder kräftig abgespeckt. Bei der ESA in Paris wird nun versucht, auf der Basis des neuen Investitionsrahmens (insgesamt vier Milliarden Mark) ein Konzept zu entwickeln.

Das sei allerdings nicht, wie ursprünglich geplant, bis Ende März zu schaffen, heißt es dort. Vor dem europäischen Ministertreffen im Oktober '95 gebe es wohl keine endgültige Entscheidung, obwohl schon im Januar '96 gestartet werden soll. Man befürchtet bei der ESA aber, mit dem nun erforderlichen technischen Abbau auch mit der europäischen Position in der internationalen Weltraumstation zurückgehen zu müssen.

Für diese macht sich aber gerade die Dasa stark. „Das Labor ist doch strategisch wichtig“, sagt Sprecher Klaus Kremper. „Wir werden darüber Zugang zur Raumstation haben. Dann können wir an allen Forschungsergebnissen partizipieren und dürfen auch andere Meßgeräte der Amerikaner, Russen, Japaner und Kanadier nutzen. Das wäre revolutionär.“ sip