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■ Senat bilanziert OlympiaNichts gelernt

Um das Scheitern der Olympia-Bewerbung zu analysieren, brauchten Senat und Nationales Olympisches Komitee (NOK) das medaillenverdächtige Tempo von knapp eineinhalb Jahren. Die von beiden gestern gemeinsam abgegebenen Stellungnahmen lassen sich dagegen recht schnell zusammenfassen: Bundesregierung, andere Landesregierungen, Ausländerfeinde, Linksradikale, Nawrocki und die bösen Medien seien für das Scheitern verantwortlich – nur nicht Senat, Regierender Bürgermeister und NOK.

Dabei hätten Senat, Diepgen und NOK lange vor der Entscheidung im September 1993 in Monaco ahnen können, wie schlecht es um Berlin steht. Der Senat selbst widmet sich in seiner Stellungnahme nämlich ausführlich den Medien. Für die Berichterstattung, mit der die Stimmung in der Bevölkerung wie mit einem Seismographen abgebildet wurde und mit der erhebliche Mißstände bei der Olympia-GmbH aufgedeckt wurden, hat Diepgen allerdings nur Schelte übrig. Die Sendung „Monitor“ beispielsweise habe mit ihrem Bericht über die Dossieraffäre, bei der die Olympia-GmbH im Liebesleben von IOC-Mitgliedern herumschnüffeln ließ, „nachhaltig geschadet“. Und Berliner Zeitungen hätten „bedauerlicherweise eine regelrechte Konkurrenzjagd auf die besten Enthüllungs- und Skandalstorys“ betrieben sowie die zahlreichen Umfragen in der Bevölkerung „zunächst überwiegend negativ ausgewertet“. Da freut sich die taz über so viel Lob.

Wie der Bericht von Senat und NOK gestern belegte, gab es aber tatsächlich viele objektive Gründe, warum den Berlinern und erst recht Bürgern in anderen Teilen der Republik das Thema Olympia so schwer nahezubringen war. Wenigstens das sollten Diepgens Senatscrew und die Sportlerlobby aus dem Olympia-Debakel also mit nach Hause nehmen: Nicht nur genehme Radio- und Fernsehstationen glotzen, sondern auch die schlechten News ernst nehmen und nicht sofort zur Fernbedienung greifen. Dirk Wildt

Siehe Bericht auf Seite 1

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