Demonstrieren verboten!

■ Ein Gericht untersagt AtomgegnerInnen Proteste im Hafen von Cherbourg und in französischen Hoheitsgewässern gegen Plutoniumtransport nach Japan

Paris (taz) – Cherbourg wird demonstrationsfreie Zone: Solange das Plutoniumschiff „Pacific Pintail“ im Hafen oder in französischen Hoheitsgewässern ist, dürfen sich AtomgegnerInnen ihm nicht nähern – andernfalls droht eine Geldstrafe von bis zu 300.000 Franc (ca. 88.000 Mark). Das hat gestern per einstweiliger Verfügung ein Gericht auf Antrag zweier britischer Atomgesellschaften entschieden.

Die BNFL (British Nuclear Fuels Ltd) und die PNTL (Pacific Nuclear Transport Ltd) wollen sich vor allem der Umweltschutzorganisation Greenpeace erwehren, die angekündigt hatte, daß sie den Transport von wiederaufbereitetem Atommüll aus der nordfranzösischen Hafenstadt nach Japan verhindern wolle. 14 Tonnen hochradioaktiven Stoffs sollen heute verladen werden – morgen soll der mehrere zehntausend Kilometer lange Transport auf der „Pacific Pintail“ beginnen. Die Serie von Transporten soll bis ins nächste Jahrtausend weitergehen.

Im Morgengrauen traf gestern der von Polizei-, Militär- und Geheimdienstfahrzeugen über Nebenstraßen eskortierte Konvoi mit dem in 28 Glascontainern eingeschmolzenen Atommüll aus La Hague am Stadtrand von Cherbourg ein. Um die Bevölkerung zu beruhigen, will die Cogema die Verladung der strahlenden Last per Video direkt auf einen öffentlich zugänglichen Bildschirm übertragen. Greenpeace und andere Umweltorganisationen halten diese „Transparenz“ angesichts der sonstigen Geheimniskrämerei für einen schlechten Witz. Keines der Länder, an deren Küsten der Transport in den nächsten Wochen vorbeigehen soll, ist bislang von den Atomgesellschaften informiert worden – denkbar wären Routen durch die Karibik oder längs der südamerikanischen oder der afrikanischen Küste. Notfalls will die Organisation auch in allen anderen Ländern, wo BNFL und PNTL Verbote erwirken, für das Demonstrationsrecht streiten. Dorothea Hahn