Feinstes Silber zu kaufen

■ Silber-Wilkens muß Vergleich anmelden

Gestern hat die Wilkens Bremer Silberwaren AG beim Amtsgericht Bremen einen Vergleichsantrag gestellt. Und dadurch die Notbremse vor dem Konkurs und damit dem Ende der Firma gezogen. Nun übernimmt ein vom Amtsgericht eingesetzter Vergleichsverwalter die Geschäftsführung. Er soll zum Beispiel Interessenten für eine Beteiligung an Wilkens suchen. Es soll bereits einige geben. Im letzten Jahr hatte die Firma selbst versucht, den Porzellanhersteller Rosenthal zum Einstieg zu bewegen. Ohne Erfolg.

Die Wilkens Bremer Silberwaren AG bezeichnet sich selbst als älteste deutsche Silbermanufaktur (1810 gegründet), noch dazu als den heute zweitgrößten deutschen Besteckhersteller. Größter ist WMF. Seit mehreren Jahren schon kriselt es jedoch in der Branche. Silberne Obstschalen und Bestecke, einst ein Muß bei Hochzeitsgeschenken, verkaufen sich mittlerweile selbst zu Weihnachten nicht mehr gut. So hat vor einem Jahr die zweite Bremer Silbermanufaktur, die Firma Koch & Bergfeld, ihre Belegschaft halbiert. Anschließend wurde sie von Villeroy & Boch aufgekauft.

Neue, jüngere Käuferschichten für's Silber zu gewinnen, gelingt den Silbermanufakturen nur bedingt: Gerade Besteck setzt mit seinen praktischen Anforderungen der Innovation enge Grenzen. Die fünfzinkige Gabel etwa, die Wilkens auf den Markt gebracht hat, verkaufte sich gar nicht gut. Auch wenn der französische Kultusminister davon angetan war.

Soll Wilkens nach dem Vergleich weiterbestehen, muß natürlich ein neues Konzept her. Das hatte man eigentlich schon Ende 1994 ausbaldowert – auch Banken und Aufsichtsrat hatten zugestimmt. Man wollte und will auch heute noch von den 365 Beschäftigten in den nächsten drei Jahren 165 entlassen. Gleichzeitig die Produktivität um 30 Prozent erhöhen sowie den Vertrieb erheblich ausbauen – um zum Beispiel mehr an Restaurants und Hotels zu verkaufen. Für diese Sanierungsmaßnahmen fehlte dann aber offenbar auch wieder das Geld. Deswegen nun der Vergleichsantrag. cis/dpa