Sanssouci
: Nachfrage

■ Festartikel-Verkäuferin Sigrid Bernhard über die Faschingszeit

taz: Was passiert bei Ihnen am Aschermittwoch?

Sigrid Bernhard: Aschermittwoch ist hier totaler Totentanz. Wir räumen dann auf und ordnen neu.

Wann beginnt für Sie Fasching?

Das geht jedes Jahr am 5. Januar los. Und in jedem Jahr ist der Trend Vampir, Superman, Batman. Dann kommen die Hexen und die ganzen Märchengeschichten.

Sind Cowboys und Indianer out?

Nein, die liegen auch mit vorne. Bei den Jungs.

Verkaufen Sie auch Scherzartikel?

Ja, da haben wir eine große Abteilung. Da können Sie Knalleffekte kaufen und Hundehaufen, Hasen- und Vampirzähne.

Verkaufen Sie viele Hundehaufen?

Ja, Hundehaufen gehen das ganze Jahr. Lachsäcke auch.

Was machen die Leute mit Hundehaufen?

Die legt man irgend jemandem vor die Tür, gießt noch ein bißchen Wasser drüber, dann sieht der schön echt aus. Wir hatten auch schon welche, die gerochen haben. Aber die mußten wir wieder abschaffen, weil der Geruch nicht so hygienisch war.

Sind Sie im Faschingsstreß?

Immer in den letzten zwei Wochen. Da stehen die Leute bis vor die Tür, dann werden sie schubweise hier reingelassen, weil unser Laden sehr schmal ist. Bei uns passen nicht so viele Leute auf einmal rein.

Man kann also gut klauen, wenn es richtig voll ist?

Das kann man auch. Aber wir haben ja Augen.

Was ist für Sie der witzigste Artikel?

Für mich selber sind es die Hasenzähne. Die mag ich sehr. Die schiebt man sich unter die Schneidezähne. Man kann damit sprechen und sogar trinken. Und lispeln.

So was ziehen Sie nach der Arbeit zum Faschingfeiern an?

Nicht nur. Auch zum Arbeiten.

Während Sie verkaufen?

Ja klar. Die Kunden finden das lustig, ich ja auch. In den letzten zwei Wochen vor Fasching verkleiden wir uns auch. Letztes Jahr war meine Kollegin eine Nonne und ich der Priester. Da lachen die Leute.

Aber eigentlich geht es in Ihrem Laden ziemlich ernst zu.

Der Mensch ist ja nicht jeden Tag gleich. Wir sind auch nicht jeden Tag gut aufgelegt. Und die Kunden, die zu uns reinkommen, sind alle möglichen Kundensorten, die lassen sich hier selber aufheitern. Denn eigentlich sind wir immer gut drauf. Wir haben immer gute Laune. Manchmal kommen hier Leute rein, die sind muffig und haben schlechte Laune. Und wenn sie wieder rausgehen, kann es passieren, daß sie gelacht haben.

Wann haben Sie das letzte Mal gelacht?

Ich lache jeden Tag.

Feiern Sie mit Ihren Kollegen auch außerhalb der Öffnungszeiten Fasching?

Ja, wir haben immer unsere Faschingsfeier mit der Firma. Wir gehen dann zusammen essen oder in den Wintergarten. Aber erst, wenn Fasching vorbei ist. Denn wenn wirklich Fasching ist, dann ist hier echt Action, von morgens bis abends.

Wie werden Sie sich dieses Jahr verkleiden?

Ich werde mir ein Nonnenkostüm anziehen, das habe ich mir hier mal vor ein paar Jahren gekauft. Dann ziehe ich natürlich Netzstrumpfhosen an. Die sieht man durch den Schlitz im Nonnenkleid. Das ist mein Lieblingskostüm. Damit habe ich schon mal den ersten Preis gemacht am Kurfürstendamm in einer Gaststätte. Da hatte ich noch mehr ausstaffiert, da war ich noch etwas schlanker. Damals trug ich unter meinem Kostüm Strapse, und jeder durfte da mal druntergucken. Interview: Thorsten Schmitz