■ „Los, zieh dich noch mal aus!“: Schmuddel-Moderator
Amsterdam (taz) – Er ist der Thomas Gottschalk der Niederlande: Henny Huisman. Der fast zwei Meter große Mann moderiert die populärsten Unterhaltungssendungen wie die Surprise-Show (in Deutschland mit Linda de Mol) oder eine Art Mini-Playback- Spektakel für Erwachsene. Deshalb durfte Huisman auch die Hochwasser-Not-Show gemeinsam mit Linda de Mol moderieren, in der später insgesamt 33 Millionen Gulden von Privat-Personen und Firmen gespendet wurden. Bis zu sieben Millionen Zuschauer sahen die Veranstaltung, die allerdings einen negativen Höhepunkt hatte. Henny Huisman stellte eine junge Frau vor, die eine 500-Gulden-Spende auf die Bühne brachte. Angeblich, so der Moderator, habe sie das Geld in einer Kneipe gesammelt, wobei sie die Männer mit einem Striptease zur Geldübergabe stimulierte hätte. „Los, mach es noch einmal“, nötigte der Moderator die junge Frau, die sich sichtlich unwohl fühlte. Huisman scherte sich nicht darum, erniedrigte die Beleidigte weiter: „Los, zeig uns mal die zwei Deiche, die noch nicht gebrochen sind“, steigerte er sich hinein.
Nun kam heraus, daß Huisman den ganzen Auftritt inszeniert hat. Er hatte sich das Mädchen aus dem Publikum gegriffen, sie gefragt, ob sie Lust auf einen guten Witz habe. Daß die Inszenierung auf Kosten der jungen Frau ging, die sich zu Tode schämte, scherte Huisman nicht. Der geschmacklose Witz wird allerdings Folgen haben. Eine Juristin des Amsterdamer Clara- Wichmann-Institutes will nicht zuletzt wegen zahlloser Anrufe von empörten Fernsehzuschauern eine Klage gegen den Moderator anstrengen. Der meinte lakonisch: „Vielleicht habe ich ja übertrieben.“ Das kann er dann vor Gericht noch einmal darlegen. In den Niederlanden gibt es harte Gesetze, die jegliche Diskriminierung verbieten. Falk Madeja
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