Wir lassen spielen
: Bis zur letzten Bude

■ Zu Hause am PC darf jeder sein eigener Bundesliga-Manager sein

Seit Ende letzten Jahres ist ein Computerspiel auf dem Markt, das aufs trefflichste jener Spezies Mensch als Ersatzdroge dienen kann, die der Turkey bereits an jenen wenigen Tagen ereilt, an denen nicht ein einziges Fußballspiel live im Fernsehen zu sehen ist: „Bundesliga Manager Hattrick“.

Das Spiel basiert zum einen auf der alten Weisheit, daß alle selbstredend alles besser wissen als ausgerechnet jener Wicht, der unten hilflos auf der Bank sitzt. Zweitens beruht es auf der Erfahrung, daß der Fußball im ausgehenden 20. Jahrhundert vor allem anderen dem Ziele dient, Geld zu verdienen. „Wirtschaftssimulation“ nennt sich das dann im ersten der drei Handbücher, die zwar umfangreich, aber gut verständlich sind. Die Spielidee: Die Aufgaben eines gewieften Geschäftsmannes werden mit denen eines erfahrenen Fußballtrainers vereinigt. Zunächst suchen sich die SpielteilnehmerInnen den Verein aus, dessen Geschick sie fortan lenken wollen, und verewigen ihren Namen sowie ein Konterfei auf der Festplatte. Nun gilt es, Stärken und Schwächen der eigenen Mannschaft zu ergründen und das Team optimal auf- und einzustellen.

Wie im richtigen Leben gibt's dazu umfangreiche Statistiken, die über Alter und Einkommen bis zur Zweikampfstärke jedes Kickers der fünf höchsten deutschen sowie der europäischen Topligen reichen. Einen ähnlich hohen Aufwand treiben die Programmierer, um die Rahmenbedingungen des Vereins und das eigentliche Match möglichst realistisch darzustellen. Im „Reality Modus“ werden sämtliche Spielszenen aus dem Datenwust der beiden Teams Minute für Minute neu berechnet. Zu verfolgen ist das Match auf dem grünen Rasen und der Anzeigetafel des Stadions – auf Wunsch mit Reporterkommentar – und schließlich nach dem Schlußpfiff im Fernsehen. Nicht nur hier offenbart sich eine augenzwinkernde Selbstkritik der Fußballgemeinde: Die Eingangsanimation zeigt Vater und Sohn einträchtig vor der Glotze. Papa sitzt biertrinkend im Sessel, am Boden liegt ein Haufen leergetrunkener Dosen.

Der erfolgreiche Verlauf der Saison hängt vor allem von der ökonomischen Situation des Clubs ab, über die der allgegenwärtige Geist des DFB penibel wacht. Die Arbeit der ManagerInnen besteht nicht nur darin, neue Stars einzukaufen. Es gilt, neben Masseur, Arzt und Kotrainer spendable Sponsoren zu finden und das Stadion bis zur letzten Imbißbude auszubauen. Reichen die Einnahmen nicht, können die PC-ManagerInnen Kredite aufnehmen oder günstigenfalls Gewinne in Aktien und Immobilien anlegen, um die Steuer zu umgehen.

„Bundesliga Manager Hattrick“ bietet eine Fülle von Variationen, zehn Spielstärken, und die Windows-ähnliche Steuerung des Spielverlaufes läuft problemlos. Die Animationen erinnern trotz aller Liebe zum Detail ein wenig an Comics. Die Realitätsnähe und die enormen taktischen Möglichkeiten machen „Bundesliga Manager Hattrick“ zu einem der besten PC-Spiele seiner Art. Vorsicht: Es macht süchtig. Rainer Glitz

„Bundesliga Manager Hattrick“, von Software 2000 für Amiga oder PC, 89,90 DM