■ Mit dem Iranhandel auf du und du
: Unsichere Geschäfte

Berlin (taz) – Die Hermes- Bürgschaften für Geschäfte mit dem Iran, die die Bundesregierung jetzt wieder gewähren will, sollen den Handel in Schwung bringen. Zur Zeit sind die deutschen Ausfuhren in den Iran noch auf einem Tiefpunkt: Für die ersten neun Monate 1994 meldet das Statistische Bundesamt Exporte in den Iran für zwei Milliarden Mark – verglichen mit dem gleichen Zeitraum 1993 war das ein Rückgang um über dreißig Prozent.

Dieser Absturz kam für viele überraschend. Denn noch 1992 konnten sich deutsche Unternehmer über ein scheinbar brillantes Jahr freuen. Das Handelsvolumen kletterte vier Jahre nach Ende des Iran-Irak- Kriegs auf einen historischen Höchststand. Vor allem die Bauindustrie, aber auch Nahrungshersteller und Technikkonzerne wie Siemens und Krupp lieferten damals Leistungen für fast acht Milliarden Mark in den Iran. Das entspricht ungefähr dem derzeitigen Volumen der deutschen Exporte in die Türkei.

Doch die Geschäfte von 1992 wurden für etliche Firmen ein Flop. Denn ihre Rechnungen in Millionenhöhe wurden einfach nicht bezahlt. Dem Iran fehlten die Devisen, und Hermes-Bürgschaften übernahm die Bundesrepublik damals noch nicht. Die Ursache für den Einbruch sieht Helmut Riedel von der deutsch- iranischen Handelskammer in einer unrealistischen Wirtschaftspolitik des Iran: „Der Iran hatte sich überkauft“, urteilt er. Als Folge schrumpfte der Handel 1993 und 1994 drastisch.

Die jetzt gebilligten Hermes- Bürgschaften werden allerdings am geringen Volumen des Iranhandels kaum etwas ändern. Denn sie sichern nur 100 Millionen lanfristiger und 50 Millionen kurzfristiger Geschäfte ab – mehr Risiko wollte die Bundesregierung nicht übernehmen. Selbst im mageren Jahr 1994 hätte mit diesen Beträgen nur ein Bruchteil der Geschäfte abgesichert werden können.

Die Hermes-Bürgschaften sind damit ein rein politisches Signal. Und sie sind eine Belohnung für brave Schuldentilgung durch den Iran. Denn im letzten Jahr wurden mit dem Iran einige Umschuldungsabkommen getroffen, durch die die Unternehmen wenigstens einen Teil ihrer offenen Rechnungen bezahlt bekommen sollen. Diese festgelegten Beträge hat der Iran bisher pünktlich bezahlt. Felix Berth