Bundeswehr abmarschbereit nach Bosnien

■ Bundeskabinett benennt zweitausend Soldaten für einen eventuellen Einsatz im Kriegsgebiet und regelt bereits die Entschädigung für den Fall der Gefangennahme

Bonn (dpa/AFP/taz) – Zur Absicherung eines Abzugs der UN- Blauhelme aus Bosnien-Herzegowina hat das Bundeskabinett gestern rund zweitausend Soldaten verschiedener Waffengattungen benannt. Regierungssprecher Dieter Vogel gab an, es handele sich dabei um „einen Zwischenschritt der Nato-Eventualfallplanung“.

In Bereitschaft stehen laut Verteidigungsminister Volker Rühe jeweils rund sechshundert Mann aus dem Sanitätsbereich, der Luftwaffe und der Marine. Einsatzbereit sind das Feldlazarett vom Sanitätsbataillon in Leer, ein mobiles Rettungszentrum der Gebirgssanitäter aus Kempten und die Luftsanitätskompanie aus Ulm. Die Luftwaffe stellt sechs bis acht Tornados vom Jagdbombergeschwader aus Lechfeld sowie bis zu sechs Tornados für optische Aufklärung aus Jagel. Zur weiteren Verfügung stehen zwölf Transportflugzeuge vom Typ Transall. Die Marine ist im Einsatzplan mit zwölf Booten und zwei Versorgungsschiffen aus Olpenitz und Warnemünde vertreten. Die elektronische Überwachung übernimmt das Nordholzer Marinefliegergeschwader.

Rund siebzig Soldaten werden im Krisenreaktionskorps der Nato in Mönchengladbach stationiert. Im Falle eines Abzugs der UN- Truppen wird das Korps die Führung der Landstreitkräfte im Kriegsgebiet übernehmen.

Minister Rühe betonte, daß mit der Benennung der Einheiten noch keine Entscheidung über den Einsatz gefallen sei. Die sicherheitspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Angelika Beer, bemängelte, daß über Auslandseinsätze befunden werde, bevor geklärt ist, unter welchen Abstimmungsbedingungen das Parlament solchen Einsätzen zustimmen wird.

Zur finanziellen Absicherung der Bundeswehrsoldaten, die beim Auslandseinsatz in Kriegsgefangenschaft geraten könnten, beschloß das Kabinett einen Entschädigungszuschlag. Wurde jüngstens noch über den Anreiz diskutiert, im Falle eines Abschusses die Fliegerzulage in Höhe von 600 Mark monatlich zu streichen, damit die Piloten lieber in der Luft blieben, zeigte man sich jetzt kulant: Ein Soldat in Gefangenschaft erhält als „besondere Fürsorge“ einen Tagessatz von 180 Mark. sim