Massenandrang in Bagdad

■ Geschäftsleute harren auf die Zeit nach dem Embargo

Bagdad (AFP/taz) – In Bagdads El-Raschid-Hotel tummeln sich Geschäftsleute aus ganz Europa. Sie bereiten sich auf den Tag vor, an dem das UN-Embargo gegen Irak aufgehoben wird. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, selbst Abgesandte von US-Unternehmen seien schon gesehen worden. „Wir waren überrascht über die Zahl der laufenden Geschäftsvorgänge“, sagt Edmund Sykes, Sprecher eine Gruppe von 25 britischen Wirtschaftsvertretern, die Bagdad am Mittwoch verließ. Sykes ist Sekretär der Iraqi British Interests, einer Wirtschaftsvereinigung, die die Reise nach Bagdad organisierte. Betont zurückhaltend gibt sich eine 40köpfige Delegation des Nationalrats Französischer Arbeitgeber. Unter ihnen sind Vertreter der Automobilkonzerne Renault und Citroen, der Lebensmittelkonzerne Danone und Adepta sowie der Pharmaunternehmen Roussel und Sanofi. Selbstverständlich werde das UN-Embargo strikt eingehalten, behaupten die Delegationsmitglieder. Bei dem Besuch gehe es ausschließlich um eine Erkundung der Marktlage.

Von entsprechenden Aktivitäten deutscher Unternehmen ist in Bagdad wenig zu hören. Wirtschaftsexperten machen dafür die „besonders zurückhaltende“ Position der Bundesregierung verantwortlich. Es sei kaum mit der baldigen Aufhebung der nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait verhängten Sanktionen zu rechnen, sagt eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Daher werde auf Anfrage deutschen Unternehmen empfohlen, derzeit nicht in Irak tätig zu werden. Nach Angaben des Ministeriums wurden im ersten Halbjahr 1994 im Einklang mit den Embargobestimmungen Hilfsgüter für 7,7 Millionen Mark in den Irak exportiert.

Es geht um viel Geld. Sykes schätzt das Volumen in den kommenden zehn Jahren möglicher Geschäfte mit Irak auf rund 150 Milliarden US-Dollar (etwa 225 Milliarden Mark). Im April soll bei der UNO neu über das Irak-Embargo beraten werden.