Kommentar
: Unrealistisch

■ Bremen wird kein Freizeit-Mekka

Eigentlich ziemlich clever, was Bremen da plant: Millionen von BesucherInnen, die in fünf Jahren zur Expo in Deutschlands heimliche Kulturhauptstadt Hannover strömen werden, auch hierher zu locken. Damit die hier nicht nur die Betten belegen, sondern vielleicht mal wiederkommen, soll Bremen sich bis dahin zum Freizeit-Magneten auswachsen.

Wenn das mal kein böses Erwachen gibt. Natürlich werden zur Expo eine Menge Leute in Norddeutschland unterwegs sein. Aber die werden mit dem Expo-Programm ihr Soll an Gucken und Staunen für die nächsten Jahre erfüllen. Die Planer in Bremen aber rechnen damit, daß die Besucherzahlen in ihrer Stadt bis zur Expo anwachsen und danach mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben. Warum das? Werden die Leute, die gerade zur Weltattraktion Expo (so sie eine ist) in Norddeutschland waren, ohne die Expo nur wegen eines „Space-Parks“ in Bremen wiederkommen? Wohl kaum.

Ein Blick auf das Erbe solcher Großveranstaltungen ist ernüchternd: Bisher hat noch jeder Olympia-Ort, der nicht bereits vorher berühmt war, nach den Spielen den Katzenjammer gespürt. Und selbst ein „Euro-Disney“ bei Paris, das einige Nummern über Space- oder Umweltparks liegt, leidet an Schwindsucht. Warum soll das ausgerechnet in Bremen anders sein? Optimismus in allen Ehren – realistisch ist das nicht. Bernhard Pötter