Die deutsche Situation aufgenommen

■ Mendelssohn-Preis an Inge Deutschkron und Heinz Knobloch verliehen

Die Schriftstellerin Inge Deutschkron und der Feuilletonist Heinz Knobloch haben gestern abend den Moses-Mendelssohn- Preis des Landes Berlin erhalten. Mit dem Preis wird ihr Beitrag zur Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden sowie zwischen den Völkern, Rassen und Religionen gewürdigt. Durch die Preisvergabe solle „ansteckend bewußt werden“, wie in den vergangenen Diktaturen, der menschenvernichtenden der Nazis und der freiheitstötenden der DDR, Mitmenschlichkeit gelebt wurde, betonte Abgeordnetenhaus-Präsidentin Laurien in ihrer Laudatio in der Berliner Staatsbibliothek. Die mit 20.000 Mark dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen.

Mit der Entscheidung, den Preis zu teilen, habe die Jury bewußt die deutsche Situation aufgenommen, erklärte Frau Laurien. Die Deutschen müßten sich bei einem verantwortlichen Umgang mit ihrer Geschichte sowohl der Nazi-Diktatur als auch der SED-Diktatur stellen. Die beiden Autoren machten deutlich, wieviel Gemeinsamkeit, aber auch wieviel Unterschiedlichkeit und Spannung der Auftrag umschließt, Toleranz zu fördern.

Inge Deutschkron (72) hatte als Jüdin den Krieg in der Illegalität überlebt. Bekannt wurde sie mit Büchern über das Schicksal jüdischer Opfer in der Nazizeit.

Das Werk des 68jährigen Heinz Knobloch umfaßt weit über 1.000 literarische Feuilletons, Erzählungen und Kurzgeschichten. Popularität erlangte er mit seiner Feuilletonkolumne in der Wochenpost. epd