Technische Revolution in Bremen

■ Wiedereröffung der Neustädter Bibliothek / Mit 10 Jahren Verspätung ersten EDV-Einsatz / Bald auch im Schüsselkorb

Es ist vollbracht. Nach acht Monaten ist die Stadtbibliothek Neustadt gestern morgen endlich niedergekommen. Das Licht der Welt erblickte eine äußerst geschlechtsneutrale EDV–Anlage. Damit hat die erste der Bremer Stadteil-Bibliotheken nun auch das zeitgemäße technische Rüstzeug, wie es in vergleichbaren deutschen Bibliotheken schon seit 10 Jahren zum Einsatz kommt. In Zukunft wird es den BibliothekarInnen in der Neustadt helfen die Ausleihe und Rückgabe von Büchern zu verbuchen. „Stellen sie sich mal vor,“ erläutert Bezirksstellenleiterin Giesela Krüger die Vorzüge der neuen Technik „sie sollten jeden Morgen, Tag für Tag, erst einmal rund tausend Buchkarten alphabetisch sortieren. Das ist doch für jeden äußerst stumpfsinnig. Das fällt jetzt weg.“

Aber auch für die Benutzer wird in Zukunft die Suche nach dem richtigen Buch einfacher 40.000 Medien-Einheiten stehen zur Auswahl: neben Büchern auch CD's und Hörspielcassetten. Die Zeitschriftenabteilung hält alles von „Brigitte“ bis „Zuhause“ bereit. Und wer's besonders unterhaltsam will, wird unter den Videos nicht nur den guten Spielfilm, sondern sogar manch künstlerisch wervollen Erotik-Film finden. Wenn das nicht bürgernah ist.

Jetzt wo das schwierige erste Mal mit der Neustädter Bibliothek geschafft ist, soll's mit der EDV gleich weitergehen. Schon jetzt wird in der Osterholzer Bibliothek an der Erfassung der Bestände gearbeitet. Ab April wird man dann diese Zweigstelle schließen, um die neuen Computer aufzustellen, Leitungen zu ziehen und die MitarbeiterInnen zu schulen. Friedrich zur Hellen, der mit vier Mitarbeitern die EDV-Abteilung leitet und als Trouble-Shooter für die Katastrophenfälle da ist, erläutert das zukünftige Vorgehen. Auch wenn wie zu befürchten, die eine oder andere Bibliothekszweigstelle in den nächsten Jahren geschlossen werden müßte, sei es in jedem Fall sinnvoll die technische Aufrüstung voranzutreiben. Der Hauptteil der Kosten, in der Neustadt waren es 200.000 Mark, falle auf die umzugsfähige Hard- und Software. Und die MitarbeiterInnen hätten endlich die Segnungen der modernen Technik verdient.

Das ist die Marschroute, auf der die Umstrukturierung, der Bremer Büchereien jetzt weiter voran gehen soll. Bis zur Zentralbibliothek im Schüsselkorb. Auch wenn die politische Entscheidung über eines der Umstrukturierungsmodelle noch nicht getroffen ist, und die Standorte zwischen Postamt 5 am Bahnhof, Domsheide und unzähligen anderen Lösungen schwanken - im Herbst beginnt der Einbau der EDV am Schüsselkorb. rau