„Den Glauben verloren“

■ HfK–Direktor Waller über das Ausbleiben einer Bremer Kulturpolitik

Vor drei Jahren haben Sie in einer liberalen Wählerinitiative die FDP und die Ampel-Koalition sehr lautstark unterstützt, auch mit der Forderung nach einer neuen Kulturpolitik – warum sind Sie jetzt so still?

Jürgen Waller:Ich war noch nie so hilflos wie im Moment. Ich habe den Glauben an die Bremer Kulturpolitik eigentlich aufgegeben. Also, eigentlich brauchen wir gar keine. Die sollen die Gelder so verteilen, wie sie jetzt verteilt sind und fertig. Wenn wir den lieben Jäger nicht gehabt hätten, der ja nun wahnsinnig viel Geld in die Kultur gepumpt hat, dann hätte es noch schlimmer ausgesehen, dann wären viele Projekte gar nicht gelaufen.

Innensenator van Nispen hat seinen FDP-Austritt ja unter anderem damit begründet, Jägers Stil sei eine Zumutung.

Jäger hat ja nicht nach eigenem Gutdünken Kulturpolitik gemacht, sondern nur dann Geld gegeben, wenn der Kultursenator es auch für fördernswert hält.

Warum hört man dann von Ihnen nichts mehr, was in Richtung einer FDP-Initiative ginge?

Ich habe immer gesagt, ich bin kein Mitglied der FDP. Probleme habe ich hier mit der SPD. Aber für mich ist vor allem wichtig, daß hier Kultur und Wissenschaft wieder zusammenkommen. Frau Trüpel hat nicht begriffen, daß Museen auch wissenschaftlich arbeiten. Überall weiß man das, nur hier in Bremen nicht. Ich habe mich im übrigen immer für die Ampel eingesetzt und gesagt, wir brauchen ein breites Bündnis.

Das gilt nach wie vor, trotz der massiven Kritik an der FDP?

Wir brauchen Mehrheiten. Bisher hab' ich aber nur mit dem Rebers gesprochen und ihm gesagt: Wenn bei euch Kultur drin vorkäme, könnte man die AfB mal testen. Aber das Wort „Kultur“ kommt in deren Programm ein einziges Mal vor. Man kann doch nicht sagen: Ich muß erst Geld verdienen, dann kann ich Kultur machen.

Sehen Sie in irgendeiner Partei in Bremen Ansätze zu einer Kulturpolitik ihrer Vorstellung?

Nein. Die Institutionen, die damals den Kulturkampf angefangen haben, setzen sich aber jetzt wieder zusammen. Wir werden, genau wie vor drei Jahren, die Parteien befragen, wie sie sich das vorstellen. Ich kann nur eins sagen: So, wie der Stand zur Zeit ist, ist dieses Kulturressort für mich total überflüssig.

Was wäre denn Ihre zentrale Forderung an das Kulturressort?

Daß das Ressort den Mandatsträgern klarmacht, daß der Kulturetat erhöht werden muß. Das ist eine Sisyphusarbeit, das weiß ich. Aber das ist etwas, das Jäger erkannt hat. Wie würden Sie das Geld denn umverteilen? Wer soll für diese Erhöhung bluten?

Ich will doch niemanden gegeneinander ausspielen. Es ist doch jetzt auch schon Geld da. Warum kann nicht das Geld, das Herr Jäger für Kultur ausgegeben hat, nicht dem Kultursenator zuschlagen? Wenn der nächste Wirtschaftssenator nicht mehr Jäger heißt, sondern statt auf Kultur vielleicht aufs Angeln steht und meint, die Angler kommen hierher, dann kriegt die Kultur wieder viel weniger.

Das heißt: Die WAP-Mittel dem Kultursenator zuschlagen.

Genau; der muß damit verantwortungsvoll umgehen.

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