Falsch gespielt in Singapur

■ Weltweite Börsenturbulenzen nach Kollaps der britischen Baring's Investmentbank

London (AFP/taz) – Der Zusammenbruch einer der renommiertesten Banken Großbritanniens hat gestern für Turbulenzen auf den Weltfinanzmärkten gesorgt. Die traditionsreiche Investmentbank Baring Brothers aus der Londoner City wurde in der Nacht zum Montag wegen spektakulärer Verluste durch offenbar eigenmächtige Derivatgeschäfte eines Singapurer Angestellten unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Verluste in Höhe von umgerechnet 1,15 Milliarden Mark, die die Rücklagen des Finanzinstituts bei weitem überschritten, stiegen durch Kurseinbrüche an den asiatischen Aktienbörsen gestern weiter. Die britische Zentralbank war fieberhaft um Schadensbegrenzung bemüht, ein Käufer für die Bank mit ihren weltweit 4.000 Angestellten fand sich vorerst jedoch nicht.

Die Finanzmärkte in Asien, wo Baring's vorrangig aktiv war, reagierten gestern heftig auf den Bankenkollaps, erholten sich zu Börsenschluß aber wieder leicht. Die Tokioter Aktienbörse schloß 3,8 Prozent unter dem Vortagsergebnis, nachdem im Morgenhandel zwischenzeitlich ein Minus von 4,6 Prozent erzielt worden war. Auch an den Börsen von Singapur, Hongkong, Seoul, Manila und Sydney gaben die Kurse nach.

Das Pfund Sterling geriet auf seinen bislang tiefsten Stand und wurde auf dem europäischen Devisenmarkt nur noch für 2,2995 Mark gehandelt. In Asien verlor die britische Währung ebenfalls massiv an Wert. Auch andere europäische Währungen – vor allem die Lira, die Peseta und der französische Franc – gerieten in den Abwärtssog. Fachleute sprachen von einer „allgemeinen Nervosität“ an den Finanz- und Devisenmärkten. Die Zentralbank in London arbeitete derweil hektisch an einem Rettungsplan für die 1762 gegründete weitverzweigte Baring's Bank.

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