Rot gegen Braunkohl

■ Ende einer Pinkelfahrt: Raufhändel zwischen SPD und DVU und eine Anzeige

Über Spaß kann man eigentlich nicht streiten, wenn man aber doch über Spaß streitet, dann kann es nur um Politik gehen. Denn dort verträgt man keinen Spaß. Und weil sich bei privaten Feiern im jeweils eigenen freundschaftlichen Kreis SPDler und DVUler getroffen haben, könnte ein normalerweise spaßiges Treffen nun zum Politikum werden. Also nicht mehr sehr spaßig für die Betroffenen, dafür umso spaßiger für die Zuschauer.

Als am vergangenen Wochenende ehemalige Jusos, heute also gestandene SPDler, aus Bremerhaven zur Grünkohlwanderung über die Weser ins Butjadinger Land in Bewegung setzten, kam es zu einem zufälligen Treffen mit einem Trupp DVUler in einem Landgasthaus. Während es bei der DVU als bekannt vorauszusetzen ist, daß sie sich an geheimgehaltenen Orten trifft, so ist das bei den SPD-Vertretern eher umgekehrt. Und sie trafen sich dennoch! Über diesen höhnenden Terror des Zufalls schütteln die Vertreter beider Seiten heute noch die Köpfe.

Wie es norddeutsche Sitte ist, war für die Genossen der Grünkohl nur der Vorwand für die Barbarei des Alkoholikakonsums. Im fortgeschrittenen Stadium dieser Verrichtung wurde die DVU-Truppe in einem Nebenzimmer des Gasthofes entdeckt. Da die Rechtsgewirkten mit Servietten um den Hals und ohne Besteck bei einem Barbarenmahl schmausend geoutet wurden, mußte für zusätzliche Stimmung nicht gesorgt werden. Wie es ein SPD-Grünkohl-Konsument ausdrückt, „kam die Idee auf, die gesamte Runde in Form eines Fotos für die Nachwelt festzuhalten.“

Das wiederum fand die DVU-Riege gar nicht witzig, dafür die SPD-Freunde umso mehr. Und dann soll sowas wie „Faschistenpack“ gerufen worden sein. und das verstehen die Hypernationalen überhaupt nicht, weil die „Faschisten doch was mit Italien zu tun haben, in Deutschland gibt's die doch gar nicht“, so DVU-Vertreter auf einer Pressekonferenz. Irgendwie gab es wohl eine vorwiegend verbale Auseinandersetzung um das Fotografieren. Dabei fühlte sich die Oberrechte Marion Blohm am rechten Oberarm ge- und damit angegriffen. Am nächsten Morgen, behauptet sie nun, sei der Arm ganz blau gewesen.

Mit einem ärztlichen Attest war sie bei der Polizei und hat dort Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung erstattet. Sie sei nämlich von der „Creme de la Creme der SPD“ auch als „Nazihure“ beschimpft worden. „Wenn das politische Kultur ist, dann danke“, empörte sich die rechte Abgeordnete bieder und kündigte an, sie werde sich an die Gleichstellungsbeauftragte Hilde Adolf (SPD) wenden, weil sie als Frau frauenfeindlich und diskriminierend behandelt worden sei.

Als ziemlich aufgeblasen bezeichnen dagegen Teilnehmer der SPD die Reaktion der DVU, das alles sei nicht mehr als eine Wirtshauspöbelei gewesen, zünftig eben. Von Beleidigung oder Tätlichkeit zu reden sei lächerlich, feixt noch der eine oder andere. „Damit jetzt an die Öffentlichkeit zu gehe, zeigt bei der DVU doch ganz klar eines: Politisch haben die nichts auf der Pfanne, nun tischen sie solche Geschichten auf.“

Volker Heigenmooser