Hosentaschendrums

■ Wie es klapperte und klöterte bei den jüngsten „Improvisationen“ der MIB

„The China Pig Love Divers“ in der MIB-Reihe Improvisationen

Der „China Pig Club“ war jahrelang Treffpunkt und „Konzertsaal“ der Londoner Improvisationsszene. Vor kurzem mußte er schließen, weil ihm die Musikkonzession entzogen wurde. Aus diesem Anlaß hatten sich Uli Sobotta (euph), Ralph Benesch (saxes) und Theo Leffers (dr) zusammengetan, um ihrer Trauer in angemessenen Tönen Ausdruck zu verleihen. Zur Verstärkung hatten sich die drei Bremer noch den Kölner Tuba-Bläser Lu Hübsch geholt. In zwei recht kurzen Sets (Reminiszenz an britische Konzertgewohnheiten?) setzten die „China Pig Love Divers“ die Erinnerungen an das etwas heruntergekommene Ambiente des legendären Spielorts in – meist knappe – musikalische Assoziationen um. Da klapperte, trippelte, schabte, klöterte und raschelte es in Schalltrichtern, Hosentaschen und unterm Drumset, in memoriam der mäusischen Clubgäste. Verschieden gefärbte Töne flogen und polterten in unregelmäßigen Rhythmen hin und her, Erinnerung an den örtlichen Pingpong-Verein, der das Lokal mitbenutzte. In die Instrumente getuschelte Sprachfetzen, nur leise gehauchte Linien in traurigen Wellen, ließen die Clubatmosphäre wiederaufleben, geprägt von einem fleckenübersäten und durch Brandlöcher gezeichneten bordeauxroten Plüschteppich und gedämpftem Licht. Solcherlei verhaltene Statements wurden abgelöst von gröberen Ausbrüchen der Trauer, in denen es ordentlich rumorte. Lu Hübsch ließ seine Tuba mal kräftig brötzen, mal erzeugte er durch Obertöne flimmernde Ackorde. Ralph Benesch steuerte wechselweise eloquente Saxophonlinien oder beherzt überblasene Schreie bei. Theo Leffers rumorte schepperig und eher sparsam auf seinem Drumset. Er und Benesch waren es vor allem, die die treibende Basis für die funkigen Momente des Abends lieferten. Uli Sobotta schließlich geleitete die knapp 20 zuhörenden Trauergäste mit launigen Ansagen durchs Programm und entlockte seinen beiden Baritonhörnern, eines mit Saxophonmundstück präpariert, grummelnde, glucksende, schnarrende Klänge oder gewichtig tieftönende Linien.

Arnaud