Drobs West wird akzeptiert

■ Drogenberatungsstellen – kein Magnet für Spritzen und Dealer

Nach vier Jahren und drei Umzügen hofft die Drogenberatung West, die 1990 als eine von fünf Beratungsstellen im Rahmen des Regionalisierungskonzeptes aufgebaut wurde, auf eine gesicherte Zukunft. Die drei MitarbeiterInnen – zwei Sozialarbeiter und eine Halbtags-Verwaltungskraft – setzen darauf, daß der demnächst stattfindende Umzug von der Morgenlandstraße in die Gröpelinger Heerstr. 248 der letzte ist.

Nachdem AnwohnerInnen mit Unterschriftenlisten gegen die Einrichtung vorgegangen waren, ist sie mittlerweile akzeptiert. Die Ängste wichen guten Erfahrungen: „Es gab kein einziges Vorkommnis, keine Szenebildung, Belästigung und somit keine Beschwerden“, stellt die Jahresbilanz 94 fest.

Die MitarbeiterInnen führen dies auf ihr im Vergleich zur Sielwallszene eher „unauffälliges“ Klientel zurück. Die etwa 400-600 Drogenabhängigen im Westen verfügen wie die gleich großen Szenen in Ost, Süd und Nord, überwiegend über eigenen Wohnraum, haben einen Arbeitsplatz und sind familiär eingebunden. Bei den etwa 90 Abhängigen, die die Drobs West 1994 aufsuchten, sind diese sozialen Bindungen nicht mehr gegeben oder bedroht.

Entsprechend erstreckt sich das Hilfsangebot nicht nur auf die Entgiftungs- und Therapievermittlung, sondern auch auf die Hilfe bei Alltagsproblemen. Die Drobs hat Kontakte zu Firmen, Arbeits- und Wohnprojekten aufgebaut, ebenso zu freien Trägern und Ämtern. Durch die Beratung von Ärztinnen konnte die Drobs auch deren Verschreibungspraxis ändern: Die MedizinerInnen, die auf den relativ guten gesundheitlichen Zustand der Abhängigen bei gleichzeitig zunehmender Mehrfachabhängigkeit mit dem gehäuftem Verschreiben von Tabletten und Kodein reagiert hatten, empfehlen jetzt immer häufiger Methadon.

Drobs-Gesamtleiter Anton Bartling ist optimistisch: „Wir emanzipieren uns langsam vom Schreckensbild –Szene'“, spielt er auf die positiven Beiratsbeschlüsse auch der anderen Regionen an. Es hat sich herumgesprochen, daß Beratungsstellen keineswegs Spritzen und Dealer anziehen.

„Durch diese Akzeptanz“, ergänzen die MitarbeiterInnen, „gelingt es uns, Abhängige oder Gefährdete in einem immer früheren Stadium der Sucht zu erreichen, so daß die oftmals noch bestehenden sozialen Bezüge erhalten werden können, und eventuell der weitere Verlauf in die Abhängigkeit gestoppt werden kann.“

dah