■ Urdrüs wahre Kolummne
: 7328 Elvis-Imitatoren!

Seit Monaten arbeiten die Macher des gemeindlichen Messe- und Kongreß-Wesens daran, die Bürgerweide rund um ihren obskuren Palast der postmodernen Republik durch Abschaffung von Eislaufhalle und Flohmarkt garantiert jugend- und polenfrei zu machen. Um dem Open-Air-Trödel mit verramschter Neuware nunmehr endgültig den Garaus zu machen, wird heute gar im Saal Borgward des Maritim-Hotel & Congreß Centrum Bremen ein Konkurrenzunternehmen als mobile Resterampe aufgebaut: In einer Verkaufsveranstaltung kann man dort, wo gemeinhin Zahnärzte zum Sturz des Gesundheitssystems tagen oder abgefeimte Steuerberater zwischen Bordellbesuch und Senatsempfang nach mittelstandsfreundlichen Schlupflöchern suchen sollten - kann man also ebendort Topfschwämme bunt (10 Stück) für 2 Mark erwerben oder auch die praktische Kehrschaufel mit Gummilippe. Es fehlt auch nicht am 5-teiligen Stechbeitelsatz und schon gar nicht am Mauerdurchbruchbohrer oder am Toilettensitz in modischen Trendfarben für gerade mal zwei Heiermänner. In der Tat: Das Kongreß- und Messewesen blüht, die Wirtschaftsförderung gedeiht und demnächst gehts vom Stricherklo am Bahnhof über den Klangbogen direkt zur Spülbeckenkette für nur eine Mark. Das rechnet sich!

Der Sonnenfürstenkleinstaat der Bremer Stadtwerke reicht bis zu Schneewitchen und den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen des Harz, wo das Unternehmen seit über 40 Jahren ein betriebseigenes Ferienheim unterhält. Dort wurde jetzt die bewährte Leiterin Helga Böntgen in den hochverdienten Ruhestand verabschiedet, wozu das Lokalblatt Harzkurier zu berichten weiß: „Als Dank für ihren Einsatz überreichte Personalchef Peter Schmaltz ihr den Verdienstorden der Stadtwerke.“ Als engagierter Sammler von derlei G'lump erbitte ich nunmehr auch einen Verdienstorden für jahrelange Kundentreue ganz ohne Rabatt. Wenn dann vielleicht Herr Wilipinski eine kleine Rede im Casino dazu halten würde...?

Da streiten sich die Leut' herum um Wahltermine, Vogelschutz und Stellenpläne - zu wahren Problemen aber macht sich keiner einen Kopp. Der amerikanische Kulturwissenschaftler Jean Wilson registrierte jetzt weltweit 7.328 Elvis-Imitatoren. Zum Sterbejahr des King waren es 48 Talmi-Presleys, die mit „Kiss me quick“ durch die Lande tingelten. Wenn dieser Trend anhält, hat der Professor auf das Jahr 2012 vorausberechnet, wird dann bereits jeder vierte Erdenbürger ein Nachahmungstäter mit Tolle und Fransenjacke sein. Beunruhigt sie das überhaupt nicht?

Mobile Müllmarder streifen seit Einführung der codierten Tonne pfennigfuchserisch durch diese Stadt, um ihre prallgefüllten Plastiktüten bei anderen Mitbürgern zu entsorgen. Mit jeder so vermiedenen Extraleerung ist schließlich schon ein Kasten Bier bezahlt. Ein Herr Himmel (!) aus der Neustadt (Tel. 535527) montieret jetzt allen potentiellen Opfern solcher Anschläge für wenig Geld eine Spezialkette samt Vorhängeschloß an die Kette. Das freut die Leute im Bäckerladen, doch ein bißchen Extra-Servive ist schon erwünscht: „Ich würd' son Ding ja kaufen, aber nur, wenn man sich noch ne Selbstschußanlage anschließen kann!“ So sindse. Basisdemokratisch, ökologisch - aber nicht immer gewaltfrei.

Bitteschön, liebe LeserIn - vergessen sie auch heuer nicht: Am 8. März ist Frauentag. Verehrung, küss die Hand...

Ulrich Reineking-Drügemöller