piwik no script img

SanssouciVorschlag

■ Doppelaufführung im Rahmen des Black History Month

Schon die Ankündigung für die Premiere des Events am 12.2. führt zu Mißverständnissen. „Geburtstagsparty Von Bekele Tefera in der Werkstatt der Kulturen der Welt, Einlaß ab 20 Uhr“ – hieß es. „Mensch Bekele, du feierst heute deinen Geburtstag in der Werkstatt der Kulturen...?“ fragten viele Freunde und kamen natürlich nicht pünktlich. Doch Bekele Terefa, Autor der Theaterperformance „The Birthdayparty“, trug das mit Humor. Seit diesem Ereignis läßt der Mann an der Abendkasse lieber ein akademisches Viertel verstreichen, ehe er schließt. Wie auch gestern, als im Rahmen des „Black History Month“ neben „Birthdayparty“ noch ein zweites Stück von Tefera, „Der Warteraum“, gezeigt wurde, zwei kleine Dreiakter mit der Gesamtdauer von ungefähr 80 Minuten.

Beide Performances setzen sich mit dem Fremdsein in einer Gesellschaft auseinander. „Birthdayparty“, in englischer Sprache aufgeführt, ist ein Spiel über Liebe und Heimat. Das Liebespaar Lilian und Lipo erhält kurz vor Lipos Geburtstag einen Brief vom Ministerium, in dem mitgeteilt wird, daß Lipo innerhalb von 14 Tagen das Land verlassen soll. Eine Geschichte, wie man sie jeden Tag in der Zeitung liest. Die Party wird gefeiert, obwohl Lipo zunächst nicht wollte. Sie wird zum Abschied, viele Freunde kommen. „Warum mußt du gehen?“ – „Du bist doch schon fünf Jahre hier?“ – „Gehst du nach Hause?“ Doch wo ist zu Hause eigentlich, ist es nicht dort, wo man lebt und liebt?! „I hate that prison named citizenship!“

An einen ähnlichen Gedanken knüpft das nächste Stück an. „Der Warteraum“ ist nichts anderes als ein Gefängnis, das sich absurderweise als der einzige Ort in unserer Gesellschaft herausstellt, an dem ein Mensch frei sein kann, wenn er im Kopf frei ist. Denn „alles ist relativ, auch die Realität“ – lautet die Botschaft des Stückes; es gibt zwei Arten von Realität, „einmal über dem Kopf, einmal unter den Füßen“. Das kapiert am Ende sogar der dumpfbackige Zellennachbar des Asiaten Aypoiti, der sitzen muß, weil er sich der westlichen Bürokratie total verweigert. Er führt keine Papiere mit sich und lehnt jegliche gesellschaftliche Einordnungsmuster schlichtweg ab. „Herr/Frau/Firma Aypoiti“, der Richter hat nicht die leiseste Ahnung, wie er den Angeklagten überhaupt anreden soll.

Natürlich sind beide Geschichten genau so, wie man sie jeden Tag in der Zeitung lesen kann, doch zeigen sie vordergründig die Haltung des Betroffenen und nicht, wie er an den Umständen zerbricht. Und die Haltung bleibt in beiden Fällen positiv – trotz widriger Umstände. „Time & Action im Dialog“ setzen das Thema auf erfrischend unprätentiöse, spartanische Weise um. Für den Sommer sind noch weitere Aufführungen im Haus der Kulturen der Welt geplant. Kirsten Niemann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen