Hakenkreuze – Problem der Christen

■ Jüdische Gemeinde zu den Kriegsgräbern in Oldenburg

Am Sonntag übergibt die Stadt Oldenburg der Jüdischen Gemeinde unter Beisein des Ex-Bundespräsidenten Friedrich von Weizsäcker und des Landesrabbiners Herry Brandt die Schlüssel zur neuen Synagoge. Doch die gleichzeitig im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit so gefeierte Gemeinschaft von christlichen und jüdischen Gläubigen droht in Oldenburg Risse zu bekommen.

Wie berichtet (vgl. taz vom 1.3.), hatte der Oldenburger Wolf Hertlein vor zwei Wochen 14 Grabsteine auf dem Osternburger Friedhof entdeckt, in die das EK samt Hakenkreuz eingraviert ist. Die Einzelgräber der Wehrmachtsangehörigen wurden in den 50er Jahren dem Denkmal zugeordnet, das fortan den Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkrieges gewidmet wurde. Hertlein, Kirchengemeinderatsmitglied in Eversten, forderte per Brief die Osternburger Gemeinde auf, die Hakenkreuze sofort zu entfernen und sich für deren 50jährige Duldung bei den Opfern des Nazi-Terrors zu entschuldigen.

Seither hat sich nichts getan, niemand will sich für zuständig erklären. Die ev.-luth. Kirchengemeinde verweist auf die Bezirksregierung, doch die gibt zurück an die Gemeinde. Derselben Meinung ist auch der Oberkirchenrat: „Wir mischen uns nicht ein“, sagt Pressesprecher Pastor Günter Raschen, „das ist Sache der Gemeinde.“ Wilhelm Kreye, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, empfindet die Hakenkreuze ohnehin als „Mahnmal“, die Gefallenen seien schließlich auch Opfer des Nationalsozialismus.

Schizophren oder nicht, wenige Sätze später handelt Kreye sein „Mahnmal“ zu „kleinen Dingern“ runter, über deren Existenz man besser schweigt. Wer an die Öffentlichkeit gehe, trage Schuld daran, wenn zukünftig Ewiggestrige den Osterburger Friedhof heimsuchten. Doch Wilhelm Kreye will sich nichts vorwerfen lassen: „Wenn die Jüdische Gemeinde will, daß das wegkommt, werde ich mich dafür einsetzen.“

Die Jüdische Gemeinde aber weigert sich, anstelle der Nachfolger der Täter zu entscheiden, wie mit den Gräbern umzugehen sei: „Die Hakenkreuze sind kein jüdisches, sondern ein christliches Problem,“ sagt die Vorsitzende Sara-Ruth Schumann, „das habe ich Herrn Kreye auch zu verstehen gegeben. Wir werden uns da nicht einmischen. Das muß die Kirche mit sich ausmachen und dann mit uns das Gespräch suchen.“ dah

Hartmann