Nagel hat gekniffen

■ Am Rande der Mieten-Veranstaltung mit Töpfer: Ein Gespräch zwischen zwei Sozialdemokraten über SPD und Wohnungspolitik

Kaum hatte Otto Edel, wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Abgeordnetenhausfraktion, nach der Mietendiskussion am Donnerstag abend in der Gethsemanekirche das Podium verlassen, wurde er vom SPD-Vordenker Tilman Fichter zu sich zitiert.

Fichter: Warum hast du denn nicht deutlich Position bezogen?

Edel: Hab' ich doch.

Fichter: Einmal hast du dich zu Wort gemeldet. Haben wir zu den Mieten nichts mehr zu sagen?

Edel: Ich sag dir eins: Ich kann mich auch hinstellen und fordern: keine Mieterhöhungen. Dann würde ich auch Beifall bekommen. Aber wie ich das hinterher umsetzen soll, sagt mir keiner. Nee, nee, das hätte nicht mal der große Wolfgang Thierse gekonnt.

Fichter: Du hast überhaupt nichts gesagt. Politik haben hier die Grünen gemacht, mit konkreten Positionen und Forderungen. Dafür haben sie Beifall bekommen. Und du sitzt, statt unsere Politik zu vertreten, rum und klatscht der Eichstädt Beifall.

Edel: Ach, hör' doch auf.

Fichter: Ist doch wahr. Wo steht denn die SPD noch für eine Politik im Interesse der Mieter? Die CDU hat heute einen Bauminister geschickt, die Grünen eine Bundestagsabgeordnete, die PDS auch, und die SPD nicht mal ihren Bausenator. Der hat ja gekniffen.

Edel: Hat er nicht. Der hatte keine Zeit.

Fichter: Weißt du, was ich dir sage? Wenn das so weitergeht, wird das Rennen um das nächste Direktmandat hier in Prenzlauer Berg nicht mehr zwischen uns und der PDS ausgemacht, sondern zwischen der PDS und den Grünen. Wer macht denn bei uns noch Wohnungspolitik? Wir haben da doch überhaupt nichts mehr zu sagen. Das ist doch schlimm.

taz: Wer wird denn nach dem Ausscheiden von Edel aus dem Parlament wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Bausenator Nagel auf die Sprünge helfen?

Fichter: Gute Frage.

Edel: Ich gehe jetzt. Aufgeschnappt von Uwe Rada

Veranstaltungsbericht auf Seite 5