■ Das Portrait
: Ulrich Eckhardt

Ulrich Eckhardt ist ein würdevoller, diplomatischer Repräsentant eines bodenständigen Kulturmanagements. Seit 22 Jahren ist der Leiter der Berliner Festspiele im Amt. Die Filmfestspiele, die Festwochen und zahlreiche andere Veranstaltungsreihen gediehen unter seiner Leitung zu Inselzeiten im Westteil der Stadt prächtig. Selbst die ständigen Querelen um das Theatertreffen konnten seiner Souveränität nichts anhaben: Als einige Theatermacher etwa 1980 streiken wollten und eine völlig neue Konzeption des Treffens verlangten, blieb er gelassen. Das Ergebnis war lediglich eine Verkürzung der Veranstaltung – und alle waren's wieder zufrieden.

Seit Jahren hat Eckhardt nun auch mit Etatkürzungen zu kämpfen. Die einst von Bund und Land üppig finanzierten Festspiele sollen sparen. Der Bund hat seit dem Fall der Mauer immer weniger Ambitionen, die Kompensationsmaßnahme aus Mauerzeiten aufrechtzuerhalten. In diesem Jahr mußten gar zwei Millionen Mark ad hoc abgeknapst werden. Und noch immer hofft Eckhardt auf Besserung, findet ausgleichende Worte und blickt vertrauenerweckend über die Halbbrille, die er sich aufsetzt, wenn's ernst wird.

Ulrich Eckhardt Foto: Ekko von Schwichow

Aber in Berlin traut man ihm mittlerweile nicht mehr. Daß es unumgänglich sei, fast 75 Prozent der gekürzten Summe beim Theatertreffen einzusparen (siehe auch Seite 15), wollen ihm einige Juroren und Theaterfachleute der Stadt nicht glauben. Ebensowenig, daß er sich für den Fortbestand des Treffens einsetzen will, zumal er – als Voraussetzung einer angeblichen Umstrukturierung – gleichzeitig vor wenigen Tagen die Jury auflöste.

Ausgerechnet seine diplomatische Haltung macht Eckhardt jetzt zurecht angreifbar. Man verlangt ja nicht gleich erfolgreiche Taten, falls ihm die Politik wirklich die Hände binden sollte. Aber zumindest ein kämpferisches Wort für die Sache, die er als seine ausgibt, würde man doch gerne von ihm hören. Oder er müßte offen zugeben, daß er das Theatertreffen abgeschrieben hat, wenn es so sein sollte. Das wäre ein Skandal, aber eine klare Sache.

Ist der 61jährige Ulrich Eckhardt müde geworden? Versteht er sich nur noch als Erfüllungsgehilfe der Politik? Dann sollte man, bei aller Hochachtung, seinen Rücktritt fordern. Denn die Berliner Kultur braucht Neugestaltung, keine Lippenbekenntnisse zur Sicherung eines zusehends schwindenden Bestands. Petra Kohse