DAG und ÖTV rauchen Friedenspfeife

■ Keine Abwerbung von Mitgliedern zu Dumpingpreisen mehr

„Wenn du zu uns kommst, mußt du auch weniger Beitrag zahlen“ – so warben sich bis gestern die beiden Angestelltengewerkschaften DAG und ÖTV gegenseitig ihre Mitglieder ab. Nie mehr „Wettbewerb über Billigbeiträge“ – das und noch drei weitere Punkte unterschrieben jetzt die ChefInnen der konkurrierenden Gewerkschaften. Als Versöhnungsgeste überreichten die DAG-Herren Frensel und Reimers der Kollegin Gisela Hülsbergen von der ÖTV eine Rose mit sehr, sehr langem Stiel.

Bereits seit dem vergangenen Sommer handeln die beiden Gewerkschaften nicht mehr nacheinander sondern zusammen neue Tarife aus. Nun lassen die Landesorganisationen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen weitere Vereinbarungen folgen, wenn auch nur „Minimal-Vereinbarungen“. So will man gemeinsam darüber grübeln, wie junge Angestellte und immun gebliebene Nicht-Organisierte zum Beitritt bewegt werden könnten. Schließlich sind nur 20-25 Prozent aller Angestellten organisiert. Erstes Übungsfeld werden die Stadtwerke sein.

Dennoch halten DAG und ÖTV auch weiterhin an ihren „Philosphien“ fest. DAG-Philosphie: In jedem Betrieb gebe es unterschiedliche Interessenlagen, zum Beispiel von Arbeitern und Angestellten, darauf müsse die Gewerkschaft differenzierte Antworten finden. ÖTV-Philosophie: Ein Betrieb – eine Gewerkschaft, egal ob einer Angestellter oder Arbeiter ist. Dieses Konzept stelle den solidarischen Ausgleich der Interessen in den Vordergrund.

So freundlich gesonnen sich Harmut Frensel (DAG) und Gisela Hülsbergen (ÖTV) gestern vor der Presse auch zeigten – parteipolitsch sind sie GegnerInnen. Frensel ist zur AfB abgewandert, Hülsbergen seit dem Wochenende SPD-Bürgerschaftskandidatin. „Aber das finde ich ganz schmutzig und schlimm“, so Frensel, „parteipolitische Interessen in die Gewerkschaft reinzutragen.“ Das seien doch Privatinteressen.

Und auch die ungezählten Angriffe der DAG auf die mehrheitlich von DGBlerInnen geführte Angestelltenkammer tat er ab: Die Kritik habe nie den DGB gemeint, sondern immer nur einzelne Personen. cis