Mit „Battle-Tours“ zurück nach Remagen

■ US-Veteranen feierten an der berühmten Rheinbrücke die Einnahme vor 50 Jahren

Remagen (taz) – Wieder stehen Amerikaner in Uniformen in Remagen. Das Jahr der Kriegsgedenkfeiern erreichte gestern auch die Kleinstadt südlich von Bonn: Remagen, dort, „wo Weltgeschichte handgreiflich geschah“, gedachte mit Angehörigen der ehemaligen 9. amerikanischen Division seiner berühmten Brücke. Sie wurde am 7. März 1945 eingenommen, nachdem Nazi-Pioniere sie vergeblich versucht hatten zu sprengen. Die Eroberung der letzten noch intakten Rheinbrücke habe den Zweiten Weltkrieg in Europa unzweifelhaft um Wochen oder Monate verkürzt, meinte der damalige verantwortliche General, George Ruhlen, in seiner Festansprache. 25.000 Soldaten konnten über die Brücke gebracht waren, am 18. März brach sie wegen Überlastung zusammen. Und der rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber betonte, daß mit der Besetzung der Brücke das Ende des Hitler-Regimes besiegelt worden sei. Bei den Kämpfen um die Brücke wurde damals die Stadt zu siebzig Prozent zerstört.

„Wir waren bettelarm“, erinnert sich ein 60jähriger und will sich nur noch an seine Leiden, nicht mehr an die Gründe dafür erinnern. „Ein Stück Brot war eine Kostbarkeit.“ Und ein anderer Remager weiß: „Hier sah es aus wie in Dresden.“

Für viele der US-Veteranen, die gestern zum feiern mit einer amerikanischen Reisegesellschaft namens „Battle-Tours“ angereist kamen, ist die „Bridge of Remagen“ heute zu einer Anekdote aus Jugendtagen geworden. Thomas Vochim aus Erie in Pennsylvania zum Beispiel erinnert sich am liebsten daran, wie er als 25jähriger Kompaniechef zwei wunderschön uniformierte Deutsche verhaften wollte, die er für Generäle hielt. Sie waren aber Eisenbahner.

Vochim hat mit den Deutschen keine Probleme, „gehaßt haben wir damals nur die SS“. Seit Jahren lebe er zurückgezogen „with my Schnauzer“. Das Tier trägt den schönen deutschen Namen Hexe. Andrea Dernbach