Unruhe auf dem Friedhof

■ Hakenkreuze auf dem Osternburger Friedhof in Oldenburg sollen verschwinden

Der Oldenburger Gemeindekirchenrat der ev.-luth. Kirchengemeinde Osternburg hat in seiner Sitzung am Montag keine Entscheidung über die Hakenkreuzgräber getroffen (s. taz vom 1.,4. und 6. März).

Vor beinahe drei Wochen hatte der Oldenburger Wolf Hertlein die Steine mit den Hakenkreuzen entdeckt. Sie stehen auf Gräbern von Wehrmachtsangehörigen aus dem Zweiten Weltkrieg, die in den 50er Jahren einem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zugeordnet worden waren. Wolf Hertlein hatte die Kirchengemeinde aufgefordert, die Hakenkreuze umgehend zu entfernen.

Die Kirchengemeinde versuchte vergeblich, die Verantwortung für die Steine an die Bezirksregierung weiterzugeben. Der Versuch, die Entscheidung der Jüdischen Gemeinde aufzuzwingen, scheiterte ebenso: „Die Hakenkreuze sind das Problem der Christen, nicht der Juden“, hieß es von dort.

Im Laufe der vergangenen Tage wurde auf dem Friedhof ein weiteres Hakenkreuzgrab und im Kirchenraum das Bruchstück eines Gedenksteines mit Hakenkreuz gefunden. Woher es stammt, wußte auch bei der gestrigen Pressekonferenz niemand, bei der der Osternburger Kirchengemeinderat die Ergebnisse seiner Sitzung vom Montag präsentierte.

„Die Kirchengemeinde“, heißt es in der Erklärung, „hat die Anlage 1945 in der originalen Form als Mahnzeichen zum Gedenken an die Schrecken der NS-Zeit bestehen lassen.“ Es folgen mehrere Seiten mit Berichten über die soziale Arbeit der Gemeinde, mit Psalmen und Bekenntnissen zu kirchlichen Erklärungen gegen den Faschismus. Und schließlich beruft man sich auf Altbundespräsident Richard von Weizsäcker: „Vergangenes einfach durch Wegschlagen von Symbolen ungeschehen zu machen und es so bewältigen zu wollen, scheint uns unaufrichtig“, hatte der 1985 gesagt.

Entschieden aber wurde nichts. Stattdessen wurde ein Ausschuß gegründet, der bis zur nächsten Sitzung am 4. April verschiedene Vorschläge durchdenken soll. Die Mehrheit des mit knapp 40 Menschen beinahe komplett versammelten Kirchengemeinderates favorisierte in der Sitzung das Abschlagen der Hakenkreuze und die zusätzliche Aufstellung einer Tafel am 8. Mai, die auf die ehemalige Existenz der Hakenkreuze und die Gründe ihrer Beseitigung hinweisen soll Dora Hartmann