■ Linsen Soufflée
: Die Dinger aus dem Sumpf

Also allmählich wird's wirklich albern, mit der Kinokonvertiererei alter Fernsehserien. Im Lande dieser abscheulichen Verbrechen läuft gerade „The Brady Bunch Movie“ täglich vor ausverkauften Sälen. Die TV-Serie „The Brady Bunch“ (hieß bei uns „Drei Söhne und drei Töchter“) war eine der tragenden Säulen amerikanischer Popkitschkultur, so anno domini rock 1969 bis 1974. Jetzt ist das Grauen, komplett mit Schlaghosen, Mittelscheitel, Pastellfarben, spitzen Hemdkragen, Plateausohlen und geschmacklos gemusterten Polyesterhemden, zurück und hat in den ersten zwei Wochen mal locker 25 Millionen Dollar eingespielt. Nun gut, wir werden auch diesen Scherz überleben.

Aber was ist mit „Kobra, übernehmen Sie“? Das war nun wirklich Kult! Und jetzt kommt Tom Cruise und schmeißt Dreck auf unsere frühe Fernseherziehung. Und mit Vanessa Redgrave (kennt jemand den Chauvi-Witz? Frage: Wer ist ihr Lieblingsschauspieler? Anwort: Vanessa Redgrave!) sind wir auch fix und fertig, wenn sie wirklich an Cruise' Seite eine Nebenrolle übernimmt. Ach, es ist ja alles noch viel, viel schlimmer.

Da hatten wir doch gedacht, mit Quentin Tarantino wäre endlich mal wieder ein echtes Talent aus dem hollywoodschen Zelluloidsumpf aufgestiegen, da entpuppt sich das Swamp Thing als geschniegelte Ente, die dem aktuellen Trend hinterherwatschelt: Mr. Tarantino hat lebhaftes Interesse an einer Filmfassung der Sechziger-Jahre-Fernsehserie „Solo für O.N.K.E.L.“ mit Robert Vaughn und David McCallum angemeldet. Gut, soll er doch. Irgendwann werden sie ja wohl durch sein mit dem ganzen Schrott. Ich meine, so viele Fernsehserien kann es doch ... Lassen wir das, Depressionen kriegen wir auch billiger.

Schauen wir lieber was die anderen Helden der Massenkultur so treiben. Kenneth Branagh zum Beispiel. Gerade mit seinem aufgeblasenen „Frankenstein“ schwer auf die Schnauze gefallen, ging der Regisseur und Schauspieler in sich und weit zurück. Sein neues Projekt ist eine Lowbudget-Produktion: „In the Black Mid-Winter“ wird eine Komödie und spielt – na? genau! – im Theaterklüngel. Zurück zu seinen Wurzeln wollte auch Arnie Schwarzenegger und unbedingt eine Rolle im Remake von „Der Planet der Affen“. Leider haben sie ihm seinen favorisierten Regisseur Philip Noyce nicht verschaffen können, und einem anderen möchte Arnie nicht den Affen machen. Schade. Noyce, der Depp, dreht lieber, wir ahnten es, die Verfilmung der alten TV-Serie „Simon Templar“. Roger Moores Rolle sollte eigentlich der famose Ralph Fiennes übernehmen, doch Paramount hofft noch immer, Mel Gibson für den Part begeistern zu können.

Zum Schluß noch Dauerbrenner Kevin Costner: „Waterworld“ (Spitznamen „Fishtar“ und „Kevin's Gate“) ist abgedreht, aber noch längst nicht fertig. Der Preis für das fulminante Desaster liegt mittlerweile bei über 175 Millionen Dollar. Alles halb so wild. Wenn das Spektakel floppt, können sie daraus ja eine Fernsehserie machen und es in 30 Jahren noch einmal mit einem Kinofilm versuchen. Karl Wegmann