Grüner Preis für „Aufrechten Gang“

■ Polizeikommissar und Flüchtlingssprecher geehrt / Vollmer: Preisträger zeichnen sich durch „gerades Rückgrat“ aus

Düsseldorf (taz) –Hier der couragiert ermittelnde Polizeibeamte Karl-Heinz Wallmeier, dort der engagiert für die Rechte von Flüchtlingen streitende Lehrer Michael Stoffels – über diese gesellschaftliche Bandbreite der Preisträger freuten sich gestern die nordrhein-westfälischen Grünen als Stifter des Preises für den „Aufrechten Gang“. Die beiden Geehrten zeichnen sich für die grüne Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer durch jene Eigenschaften aus, die Menschen in einer freien Gesellschaft brauchen: Das „gerade Rückgrat“, der „redliche Intellekt“ und auch der „kleine Funken“, der Menschen im entscheidenden Augenblick sagt, „wenn du es jetzt nicht tust, das Richtige, dann tut es vielleicht niemand“.

Bei Karl-Heinz Wallmeier „funkte“ es im Zusammenhang mit der Balsam-Pleite, zu deren Aufklärung der Bielefelder Hauptkommissar den wesentlichen Beitrag leistete. Wallmeier ermittelte gegen den Willen der zuständigen Bielefelder Staatsanwaltschaft auf eigene Faust weiter – trotz zahlreicher Entmutigungen und Behinderungen durch den leitenden Oberstaatsanwalt Jost Schmiedeskamp. So flog der 2,5- Milliarden-Mark-Deal auf.

Mit Michael Stoffels, dem Sprecher der Neusser Flüchtlingsinitiative, wurde jemand geehrt, der sich seit Jahren intensiv um die Flüchtlinge in seiner Stadt kümmert. Weil er in einem Leserbrief die Abschiebung eines Roma-Jungen als die „mit Abstand fremdenfeindlichste Tat im Kreis Neuss“ bezeichnet hatte, hagelte es seitens des Oberkreisdirektors mehrere Anzeigen. Das Verleumdungsverfahren endete mit einem Freispruch, doch noch immer läuft ein Verfahren wegen der „Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten“. Dabei geht es dem Oberstadtdirektor darum, die ehrenamtliche Beratung von Flüchtlingen im Umgang mit Behörden zu kriminalisieren. Unterläge Stoffels bei diesem Verfahren, stünde die Flüchtlingshilfe insgesamt vor der Illegalisierung. Walter Jakobs