Auch Rebers ist ein „schlimmer Finger“

■ Tarifstreit entzweit AfB: DAG- und AfB-Mitglied Hartmut Frensel gegen Bankenchefs

„Die Arbeitgeber“, die Vorstände der Banken und Sparkassen, bezeichnet Hartmut Frensel, Bezirksleiter der deutschen AngestelltenGewerkschaft (DAG), als „schlimme Finger“. Nach drei Verhandlungsrunden verweigern die sich noch immer der von DAG und HBV geforderten sechsprozentigen Lohnerhöhung für die 7000 Bremer Bankbeschäftigten.

Das Angebot der Arbeitgeber liegt bei 2,4 Prozent, und auch die gelten nur, wenn der Manteltarifvertrag in wesentlichen Punkten geändert wird: Trotz verbriefter 39-Stunden-Woche fordern die Bankvorstände die Einführung einer Jahresarbeitszeit, die bei Bedarf flexibel abzuarbeiten ist. Für die Überstunden am Ende des Jahres gibts's entweder freie Stunden oder mehr Geld. Die Arbeitnehmer sollen also den Banken quasi ein zinsloses Darlehen geben, schimpft Frensel. „Das ist eine Sauerei, das machen wir nicht mit.“

Auch auf die Forderung nach Samstags- und Sonntagsarbeit wollen sich die Gewerkschaften nicht einlassen. Als „Unverschämtheit“ bezeichnet Frensel die dritte Forderung der Arbeitgeber, die den Vorruhestandsanspruch auf 5 Prozent der Belegschaft begrenzen und deren Bezüge von jetzt 75 auf 65 Prozent des Einkommens reduzieren wollen.

Am 14. März soll es eine Protestaktion auf dem Domshof geben. Die Gewinne der Banken, wettert Frensel, seien in den letzten Jahren „explosionsartig gestiegen“, die „machen dreistellige Millionengewinne“. Die Gewerkschaften fordern einen dementsprechenden Abschluß. „Wenn am 14. kein vernünftiges Angebot rüberkommt, sind wir bereit, die Zügel kräftig anzuziehen.“ Dann beraten die Gewerkschaften am 16. neu und werden, warnt Frensel, „mit Sicherheit über das hinausgehen, was am 14. passiert.“

Ist das im Sinne der AfB, der Hartmut Frensel ebenso angehört wie der Sparkassenvorstand Friedrich Rebers? „Die Frage ist unanständig,“ reagiert Frensel, „das hat doch nichts mit meiner gewerkschaftlichen Position zu tun. Wer versucht, meine gewerkschaftliche Arbeit mit meiner privaten politischen Entscheidung zu verbinden, soll das tun, aber ich beteilige mich nicht daran.“

Er werde, wie schon während seiner dreijährigen Mitgliedschaft in der SPD, „rücksichtslos“ seine Meinung sagen, „ob das Herrn Rebers nun schmeckt oder nicht“. Das Interesse einer Gewerkschaft aber sei nicht, Parteipolitik zu machen. Insofern kann Hartmut Frensel kann ganz klar trennen. Beruflich ist er Gewerkschaftsmann und privat Parteimitglied. „Wenn ich Feierabend habe, dann gehe ich zur Politik, sage denen meine Privatmeinung und versuche da, Mehrheiten zu kriegen. Aber das ist eine ganz andere Ebene.“

Derselben Meinung ist offensichtlich auch Herbert Kohlhoff. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuß und Gaststätten trat, nachdem schon die komplette Spitze der Polizeigewerkschaft und der IG-Medienvorstand Wilhelmi dabei sind, ebenfalls der AfB bei. Der Versuch wichtiger DGB-Funktionäre, der grassierenden AfB-Missionierung in den eigenen Reihen mit einer Unterschriftenliste beizukommen, scheint bislang vergeblich.

Freilich sei das Nebeneinander Partei- und Gewerkschaftstätigkeit eine Gratwanderung, räumt Frensel ein. Aber daß Rebers ihn am Feierabend bei der Schulter nehme und, „hör mal, Hartmut“, zur Räson rufe, das komme nicht in Frage. „Das würde ich nie zulassen.“ Umgekehrt aber, gesteht Frensel, „versuche ich schon, ihm meine Gedanken aufzudrängen, wobei die AfB ja nicht mein Verhandlungspartner ist, sondern der Arbeitgeberverband“. Das werde häufig verwechselt. Trotzdem ist Frensel, ganz privat optimistisch: „Ich erwarte von Rebers, daß er Eindahnimmt, daß der Arbeitgeberverband nun endlich mal mit Prozenten rüberkommt und den Horrorkatalog zurücknimmt.“ Dora Hartmann